Pusten, pusten, pusten und niemals an die Nachbarn denken: Was das beliebteste Herbstspielzeug für Erwachsene aus uns macht

Falls Archäologen in vier, fünf Jahrhunderten in dem herumgraben, was dann von diesem Land noch übrig ist, würden sie schon nach wenigen Minuten auf ein sehr sonderbares Gerät stoßen, optisch eine Mischung aus Kettensäge und Fön-Turbine. Dann würden sie sich erstaunt an ihren Wissenschaftler-Köpfen kratzen und sich fragen: Was zum Henker soll das sein, und wofür braucht man das?

Tja. Gute Frage. Aber jeden Herbst, den Gott werden lässt, gibt es für sehr viele deutsche Männer nichts Befriedigenderes als die Aufgabe, Bürgersteige so lange vom gemeingefährlichen Laub zu befreien, bis sie klinisch reiner als ein frisches OP-Besteck sind. Der Laubbläser an sich, ein naher Verwandter der kleinbürgerlichen Nervensäge, ist nämlich nicht nur ein Gerät, das bei den Nichtbenutzern so beliebt ist wie diese albernen Nordic-Walking-Stöcke, die angeblich so gut sind für die Gesundheit. Der Laubbläser an sich ist das Liegefahrrad unter den Gärtnerutensilien. Vor allem aber: ein Charakter-Verpetzer. Denn Laubblasen macht Laubbläsern ja nur Spaß, wenn sie zu den Zeiten laubblasen, zu denen alle anderen ihre Ruhe haben wollen. Glaubwürdige Gerüchte behaupten außerdem, dass Laubbläser eine innere Uhr haben, die dafür sorgt, dass die Dinger in Mittagspausen oder am Wochenende noch lauter laubblasen als ohnehin.

Pro forma hat der Gesetzgeber zwar Vorschriften geschaffen, die den Rest der Welt vor Laubbläser-Krach schützen sollen. Es gibt sogar Geräte, die mit einem europäischen Umweltzeichen belegen, dass sie leiser seien und deswegen zur Belohnung ohne amtlich verordnete Mittagspause dröhnen dürfen. Aber Papier ist deutlich geduldiger als die Opfer des gemeinen deutschen Laubbläsers. Denen bleibt bis zum ersten Schnee nur eine Notwehr-Methode: den guten alten Rechen aus dem Gartengeräte-Museum holen und damit solange auf den nächstbesten Laubbläser-Motor einschlagen, bis Ruhe ist.