Kurzer Strumpf und flacher Riemenschuh? Nun wird salonfähig, was lange Nasenrümpfen auslöste

Mode ist eine weit verbreitete Stoffwechselkrankheit. Dagegen gibt es kein Mittel. Denn Modeschöpfer und Textilindustrie sorgen für immer neue Infektionen. Regelmäßig verbreiten sie extravagant gekleidete Viren, die vor allem von Frauen angezogen werden. Wenn Frauen dann nach dem letzten Schrei verlangen, brauchen Männer im Modeladen ein gutes Nervenkostüm.

Da es in der Mode ein Kommen und Gehen gibt, kommt auch in die Fußbekleidung Bewegung. Sandalen etwa haben normalerweise keinen nennenswerten Absatz. Sie finden ihn jetzt aber. Couturiers wollen nämlich den flachen Riemenschuh zum Laufen bringen. In New York gehen namhafte Kleiderkammern sogar so weit: Sandalen und Socken! Socken in Sandalen? Stylisten finden das klassische Geht-gar-nicht plötzlich schick. Die Socken sollten allerdings dunkel sein. Hierfür eignet sich ein elegantes Winternachtschwarz, aufgepeppt mit einem Schuss Anthrazit. Oder ein gurrendes Taubenblau, angereichert mit einem piepsigen Hauch Altmausgrau. Arzt- und Tennissocken sind dagegen nicht der Weißheit letzter Schluss. Die Sandalen dürfen außerdem nur in Kombination mit Minirock oder Kleid flach sein, bei Hosen natürlich hochhackig. Modeunbewusste Männer können sich weiter an ihre eigene Kleiderordnung halten. Sie müssen nun nicht Shorts aus- und Miniröcke anziehen. Der Knigge unterwirft sich der Mode nicht. Die Kombination von Shorts, Sandalen und Socken ist ein Fall für die Stilpolizei, urteilen die Benimmregler. Zudem sähen Sandalen an Männerfüßen oft wie Jesuslatschen aus. Warnung: Man kann mit Jesuslatschen nicht übers Wasser gehen. Auch nicht mit Socken.

Zu denen äußert sich der bekannte Textilverkäufer Karl Lagerfeld: „Ich spreche mit weltberühmten Leuten und sage, ,Ihre Socken sind aber furchtbar‘.“ Manchmal jedoch kleidet er seine vernichtende Fußnote in galante Worte: „Ich sage meistens nicht, ,das ist aber grauslich‘, sondern ich sage, ,ich bewundere Ihren Mut, so was zu tragen‘.“