Junger Israeli, der seine Landsleute zum Berlin-Umzug aufforderte, kehrt in seine Heimat zurück

Berlin sei arm, aber sexy, hatte der nun scheidende Oberberliner Klaus Wowereit einmal werbewirksam festgestellt. Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntlich die Preise. Wo die Nachfrage mangels Reichtum gering ist, lässt sich auch billiger leben. Deshalb wurde auch schon mal Hartz-IV-Empfängern geraten, aus teuren – weil wirtschaftsstarken – Metropolen in die Hauptstadt zu ziehen. Dort bekomme man einfach mehr für sein Geld.

Von ähnlichen Motiven wurde auch der junge Israeli Naor Narkis getrieben, als er vor einem Monat seine Landsleute im Internet dazu aufrief, nach Berlin auszuwandern, weil dort das Leben im Gegensatz zu seiner Heimat noch erschwinglich sei. Als Beleg diente ihm ein Kassenzettel aus einem Discounter in Berlin-Wedding über einen Schokopudding, der in Deutschland 19 Cent kostet, in Israel aber mehr als drei Schekel (etwa 64 Cent). Der Eintrag endet mit den Worten „Bis bald in Berlin!“.

Daraus wird nun nichts. Nicht etwa, weil den Konsumenten in Israel die Lebensmittelpreise nun doch nicht mehr zu hoch erscheinen. Vielmehr kehrt Naor Nakis noch in diesem Monat sexy Berlin den Rücken. „Vieles in Berlin ist schwierig, die Stadt wird niemals unser Zuhause sein“, bekannte er der „Berliner Morgenpost“. Unter anderem weil die aufregendste Stadt in der brandenburgischen Tiefebene doch nicht ganz so international ist, wie sie selbst glaubt. Jobsuche oder Behördengänge auf Englisch – eher difficult denn sexy.

Der Mensch lebt eben nicht vom Pudding allein. Und stets den billigsten Preisen hinterherziehen, ist kein taugliches Lebensmotto. Zumal die auch in Berlin steigen. Statt im Internet kann Naor bald wieder zu Hause auf den Pudding hauen. Tatsächlich ist es ja nicht einzusehen, dass in einem der reichsten Länder der Welt niedrige Löhne gezahlt werden und deshalb Normalbürger Schwierigkeiten haben, anständig leben zu können. Das wird die Regierung Benjamin Netanjahus dann noch mehr aufregen als Naors Berlin-Aufruf.

Und das ist auch gut so.