Schweizer Stadt weist Einbürgerungsantrag eines US-Professors ab – obwohl der schon seit 1975 in dem Wallfahrtsort lebt

Wenn sich die Willkommenskultur einer Stadt an ihrem Namen ablesen lässt, würde das für die Einwohner von Killer (Baden-Württemberg), Hundeluft (Sachsen-Anhalt) oder Haßloch (Rheinland-Pfalz) nichts Gutes bedeuten. So viel steht wohl fest.

Umgekehrt ist aber auch Vorsicht geboten, wie unlängst ein US-Professor in der Schweiz erfahren musste. Sein Einbürgerungsantrag im wohlklingenden Städtchen Einsiedeln wurde trotz guten Leumunds, passabler regionaler Mundart und 39 Jahren im Land der Eidgenossen abgelehnt. Womöglich hatte sich der Pensionär zu sehr vom Namen leiten lassen, hatte Einsiedeln, diesen beliebten Wallfahrtsort zwischen Zürich, St. Gallen und Luzern, zu sehr mit Geborgenheit und einem herzlichen Willkommen gleichgesetzt. Doch die Bezirksversammlung legte den Ortsnamen eher eremitisch aus. Der Professor sei zu wenig integriert.

Dabei lebt der Chemieingenieur aus Kalifornien seit 1975 im Ort, hat drei erwachsene Kinder und ist Mitglied im lokalen Tennis- und Segelclub. Im Einbürgerungstest allerdings glänzte der Mann mit lückenhaften Geografie- und Politikkenntnissen, woraufhin ihm die örtliche Politik den neuen Pass verweigerte. Für einen stets zuversichtlich dreinblickenden US-Amerikaner aber noch lange kein Grund zum Aufgeben. Er will wiederkommen.

Im „Tages-Anzeiger” lamentierte der Gescheiterte dann auch nicht lange, sondern räumte hinsichtlich seiner vergeigten Prüfung ein, er habe „da schlecht performt“. Im Internet recherchieren hätte eben nicht gelangt, Müdigkeit und temporäre Amnesie seien hinzugekommen. Ein Teufelskreis.

Nun überlegt er, den Entscheid anzufechten. Für den Fall eines erneuten Scheiterns ließ er jedoch offen, ob er es dann wahlweise in Haßloch, Hundeluft oder Killer versuchen möchte. Die Willkommenskultur soll dort jedenfalls besser sein als ihr Ruf. Nomen est omen? Vermutlich totaler Quatsch.