40 Tage lang war Nordkoreas Diktator Kim Jong-un verschwunden. Jetzt hat das Rätseln ein Ende – oder doch nicht?

Wo ist Kim? 40 Tage lang war der als Wonneproppen getarnte nordkoreanische Diktator von der Bildfläche verschwunden. Zeit genug, um Theorien über seinen Verbleib, seinen Gesundheitszustand oder einen möglichen Putsch in der ersten und einzigen kommunistischen Dynastie der Weltgeschichte zu entwickeln. Was früher die Kreml-Astrologen waren – hauptamtlich in Medien, Regierungen und Instituten angestellte überbezahlte Wahrsager –, sind nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Pjöngjangologen. Ihr Vorteil: Das Regime in Nordkorea informiert nicht nur nicht über seine Interna, es dementiert auch nicht. Und so kann ein jeder, der sich dazu berufen fühlt, geheimnisvolle Generäle des Umsturzes verdächtigen, Sitzordnungen auf Tribünen interpretieren oder eben nicht vorhandene Bilder deuten.

Dabei weiß niemand genau, ob der jetzt wieder aufgetauchte Kim überhaupt der echte ist. Selbst der rumänische Diktator Nicolae Ceaușescu, gegen die Genossen aus Fernost eine Ausgeburt an Transparenz und Auskunftsfreude, soll ja, weil er sich – völlig zu Recht und aus guten Gründen – der Liebe seines Volkes nicht so ganz sicher war, mehrere Doubles beschäftigt haben. Genützt hat ihm das am Ende aber auch nichts.

Oder gibt es Kim III. gar nicht? Ist er nicht vielleicht eine dem Staatsgründer Kim Il-sung nachgebaute Erfindung der Führungsclique, um den Herrschaftsanspruch weiter zu rechtfertigen? Quasi ein fleischgewordenes Bielefeld. Die ostwestfälische Metropole soll ja auch nur eine Erfindung der Geheimdienste sein. Rätselhaftes Asien!

Wie auch immer: Immerhin hat es die Führung in Pjöngjang geschafft, dass für ein paar Tage weniger über Atomprogramm, Menschenrechtsverletzungen und Misswirtschaft berichtet wurde und mehr das Wohl und Wehe ihres kleinsten großen Führers im Fokus stand. Auch die härtesten Kommunisten verstehen etwas von den Regeln der modernen Kommunikation, nach denen der Rest der Welt funktioniert.