So riecht die Vergangenheit. Taucher bergen in Schiffswrack 150 Jahre altes Parfüm. Jetzt wird es neu auf den Markt gebracht

Wenn Sie gerade über einen Namen für ihre neue Segeljolle brüten, dann vermeiden Sie nicht nur „Titanic“, sondern auch „Mary Celeste“ oder „Mary Celestia“, denn auch Schiffe diesen Namens sind nicht gerade mit Glück behaftet. Die „Mary Celeste“ war ein Geisterschiff, dass 1872 im Atlantik dümpelnd aufgefunden wurde. Von der Besatzung fehlte jede Spur. Und wenige Jahre vorher, im September 1864, lief der Raddampfer „Mary Celestia“ in voller Fahrt vor der Südküste Bermudas auf ein Riff und sank mit dem Smutje sowie Fleisch, Munition und Gewehren.

Damals tobte der amerikanische Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, und Schmuggler verdienten ein Vermögen beim Durchbrechen der vom Norden eingerichteten Seeblockade. Allerdings hatte die „Mary Celestia“ nicht nur kriegswichtige Güter geladen, sondern auch Luxuswaren, die wiederum im Süden einem strengen Einfuhrverbot unterlagen.

Unterwasserarchäologen fanden vor drei Jahren vorne im Bug zwischen Tauen und Farbtöpfen auch zwei kleine Glasflakons mit Düften der seinerzeit berühmten Londoner Parfümerie Piesse & Lubin, die gut 150 Jahre unbeschädigt im Wrack überdauert hatten. Jetzt haben Parfümeure des Labors von Drom Fragrances in New Jersey den Duft rekonstruiert und als „Mary Celestia“ auf den Markt gebracht: ein Hauch von Orangenblüte, Geranie, Schwertlilie, Palisander, Myrrhe und Sandelholz, recht happig eingepreist mit 225 Dollar pro Flasche.

Übrigens roch der Inhalt der beiden im Wrack gefundenen Flakons bei der ersten Schnüffelprobe nur stark nach verrotteten Zitrusfrüchten und faulen Eiern. Wenn Sie also im Fahrstuhl mit „Toller Duft, ist das ‚Mary Celestia‘?“ angesprochen werden‚ ist es vielleicht doch kein sooo schönes Kompliment.