Wenn das Internet zur Ratgeber-Hölle wird. Life-Hacker zeigen, wie man Probleme, die man nicht hat, ohne viel Aufwand lösen kann

Wer glaubt, Omas gute, alte Hausmittelchen bei Alltagsproblemen in Küche und Heim sind passé, weil es ja das Internet gibt, muss schon nach wenigen Klicks Abbitte tun: „Oma, hilf mir!“ Wie soll man sonst auf Tipps folgender Güte reagieren:

Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es in die Gefriertruhe legt; Brot trocknet nicht aus – in einem Eimer voller Wasser; Rotweinflecken gehen mit Teer raus und Fettflecken halten länger, wenn man sie ab und zu mit Butter einschmiert. Die Ratgeber-Hölle im www.

Bitte, Oma, bleib ruhig! Du hast jetzt würdige Nachfolger, auch im Internet. Sie nennen sich Life-Hacker und strotzen vor Fantasie und Kreativität, wie wir das von Computer-Hackern und deren Einsätzen kennen (deshalb der entlehnte Name). Beim Life-Hacking werden multimedial Minivideos mitgeliefert, die das Unglaubliche wahr machen. Ihr King ist der Brite Dave Hax. Kostprobe: Er legt eine zimmerwarme Limodose in eine Schüssel mit Eiswürfeln und Salz und beweist per Thermometer: Der Drink ist in zwei Minuten kühlschrankkalt. Dann schneidet er ruck, zuck eine Wassermelone in mund- und partygerechte Stückchen (halbieren, dann einmal kreuz und einmal quer) oder halbiert ein Dutzend Minitomaten mit einem Schnitt (zwischen zwei Teller klemmen, mit scharfem Messer alle auf einmal teilen).

Die neue Art der Lebenshilfe geht auf Studenten aus den USA zurück, die sich mit Spartricks übertrumpfen wollen. Sie basteln Smartphone-Lautsprecher aus Klopapierrollen und Plastikbecher oder empfehlen Pizzaschachteln als Kehrblech. Facebook und Twitter sorgen für Publikum.

Hierzulande reihen sich auch seriöse Anbieter, wie der WDR, in die Ratgeberszene ein. Laut deren „Servicezeit“ soll man bei vergilbten Gardinen den Inhalt einer Tintenpatrone neben das Waschpulver ins Waschmaschinenspülfach geben. Der blaue Farbstoff sei Gegenfarbe zu Mittelgelb und verwandle diese in Weiß. Die Gardinen strahlen danach wie neu. Und was ist mit Risiken und Nebenwirkungen?

Fragen Sie ... Oma.