Ein türkischer Rückkehrer hatte in Istanbul eine Geschäftsidee – doch verfehlte dramatisch den Geschmack seiner Landsleute

So unglücklich, wie er aussieht, hat Yilmaz Baldaci seine Niederlage an der Istanbuler Imbissfront noch längst nicht verdaut. Dabei war der Rückkehrer aus Deutschland sich so sicher gewesen, dass ihm die Landsleute seinen „Berlin-Döner“ im Zentrum Istanbuls aus den Händen reißen würden. Aber nun ist er mit seiner Idee vom kulinarischen Technologietransfer grandios gescheitert, und er fragt sich noch immer verwundert, warum.

Der Gastronom wusste natürlich, dass der hierzulande so beliebte Döner im knusprigen Fladenbrot „mit allem“ und scharfer Sauce etwa Ende der 60er-Jahre von seinem türkischen Landsmann namens Kadir Nurman (der „Vater des Döners“ starb 2013 mit 80 Jahren in Berlin) an der Spree kreiert wurde, während der „Kebap“ in seinem Ursprungsland seit gut 400 Jahren als schnödes Tellergericht auf den Tisch kommt: das geschabte Fleisch zumeist sparsam mit ein paar Tomaten und Peperoni garniert und seit der Erfindung der Pommes frites auch mit einer Handvoll oftmals labberiger Kartoffelstäbchen. Worüber ein Gourmet wie Baldaci, der die unvergleichliche Geschmacksexplosion eines guten deutschen Döners zu schätzen gelernt hat, nur die Nase rümpfen kann. Und was ein Kadir Nurman in Berlin schafft, schafft ein Yilmaz Baldaci auch in Istanbul. Dachte er.

Doch trotz des Kampfpreises, zu dem er seine saftigen Fladenbrote am Ende schließlich raushauen musste, verirrten sich leider nur ausländische Touristen in seinen Grill, vor allem die Deutschen. Denn seine Landsleute glaubten felsenfest, es handele sich um eine Salatbar. Und Döner mit Sauce und Salat ist am Bosporus nun mal wie Türke und Grieche: irgendwie inkompatibel. „Die Türken haben einfach keine Ahnung“, grollt Baldaci, während er Hefeteig ausrollt, denn sein „Berlin Döner“ heißt jetzt „Berlin Pizza“. Das sei zwar sehr schade, meint er, aber wenigstens laufe der Laden.