So wünschen es sich viele. Doch der Traum vom Fliegen endet oft an der Rückenlehne des Vordermanns – mit bisweilen rüden Folgen

„Das ist wie Fliegen, dich einfach zu lieben, dich spüren, dich vermissen, dich einfach zu küssen“, singt Lotto King Karl wieder am 19.September im Stadtpark. Einer seiner populärsten Songs, wenn auch nicht zeitgemäß.

Denn über den Wolken ist einiges grenzenlos. Der Vorrat an kaffee- und nahrungsmittelähnlichen Getränken und Speisen zum Beispiel – für die man mittlerweile bei vielen Fluglinien happige Preise verlangt. Aber die Beinfreiheit ist offensichtlich alles andere als grenzenlos.

Schon seit einigen Jahren ist besonders in der Economy Class Zusammenrücken angesagt, und nun häufen sich Meldungen über Wortgefechte und Handgreiflichkeiten unter den Passagieren. Allein in den letzten Tagen gab es in den USA drei Vorfälle mit gleichem Muster: Der eine hat Rücken, der andere hat Lehne. Und da liegt (vordere Sitzreihe) beziehungsweise sitzt (hintere Sitzreihe) das Problem. Wer sich schon mit den Knien die Ohren zuhalten könnte, weil der Abstand zwischen den Stühlen immer weiter schrumpft, der kann gallig werden, wenn der Vordermann sich entspannt zurücklehnt.

So mancher Fluggast behilft sich schon mit „Knee Defendern“, Manschetten, mit denen die Rückenlehne blockiert werden kann. Andere suchen nach passendem Vokabular im Schimpfwortschatz. Da hilft nur noch eine unplanmäßige Zwischenlandung. Einige Billigfluglinien, immer findig bei der Reduzierung von Komfort und Service, setzen auf Kurzstrecken bereits auf unverstellbares Gestühl.

Aber spätestens in zehn Jahren wird sich auch diese Ausprägung des Fliegens erledigt haben. Denn entweder reisen wir nur noch in unseren eigenen Transportkisten im Frachtraum – oder auf Stehplätzen. Mit Halteschlaufen an der Airbus-Decke. „Das ist wie Busfahren, dich einfach zu lieben, dich spüren, dich vermissen, dich einfach zu küssen.“ Das reimt sich schlecht, aber vielleicht haben sich dann alle wieder lieb an Bord.