After Work Clubs waren gestern: Jetzt tanzen die Londoner Büromalocher bereits als Frühsport

Wer zwölf Stunden arbeitet, der hat noch einen ganzen halben Tag frei. Und was macht man da? Feiern, weil man sich so schön abends zehn Jahre jünger und am Morgen 20 Jahre älter fühlt. Mit Augenringen wie Eimerränder.

Die Hamburger Büromalocher zum Beispiel, die donnerstags direkt nach Feierabend beim After Work Club im Café Schöne Aussichten – 1999 der erste seiner Art in Deutschland – tanzen, die nötigen einem schon Respekt ab. Was für eine Kondition.

In London hat man schon längst keine Lust mehr, mit dem Tanzen bis zum Feierabend zu warten. Dort schwebt und schwoft man schon vor Arbeitsbeginn bei sogenannten Morning Raves über den Dancefloor. Statt Bier und Steinhäger-Tonic (das wird in Hamburg tatsächlich angeboten und schmeckt besser, als es klingt) werden Kaffee und Smoothies gereicht, aber alles Weitere läuft ab wie in der Nacht. Wummernde Beats und viel Bewegung. Das ist auch der Grund, warum dieses Prinzip eigentlich gar nicht so skurril ist. Morning Rave heißt Frühsport bei lauter Musik, nur eben im Club und nicht im Fitnessstudio. Musik und das Strecken aller Glieder machen glücklich, danach kann der Tag gut weitergehen. Nicht feiern bis zum Morgengrauen, sondern im Morgengrauen. Warum nicht? Wie berichtet wird, soll sich diese Idee bereits bis nach New York, Tokio, Zürich und Paris, ja sogar bis Bangalore ausgebreitet haben. Da fehlt eigentlich nur noch Deutschland, bald soll es auch hierzulande so weit sein. Natürlich in Berlin, einer der europäischen Partymetropolen schlechthin. Die Stadt, wo beim Feiern eigentlich nur die Belichtung wechselt. Mond, Sonne, Mond, Sonne. Drei Tage wach.

Wahrscheinlich würden Morning Raves gar nicht weiter auffallen im Gewühl zwischen Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Denn in Berlin ist man es bekanntlich gewohnt, sogar beim Arbeiten zu feiern, als gäbe es kein Morgen. Morgen ist egal. Und wenn es nicht mehr geht, dann tritt man einfach zurück. Nä, Wowi?