Der britische Labour-Abgeordnete Austin Mitchell, 79, bringt mit verbalen Ausfällen die Frauen des Königreichs gegen sich auf

Der englische Ort Grimsby in der beschaulichen Grafschaft Lincolnshire steht nicht oft im Focus der Weltgeschichte. Das ist etwas ungerecht, besaß er doch einst den größten Hafen der Welt und war bekannt als „Heimat des Schellfischs“. Aufgrund von Versandung und diversen Nebenwirkungen der Globalisierung hat Grimsby seine besten Zeiten hinter sich. Das gilt allerdings auch für den Labour-Abgeordneten Austin Mitchell, der seit 1977 den Wahlkreis „Greater Grimsby“ im Londoner Parlament vertritt und darüber 79 Jahre alt geworden ist. Mitchell ist noch nie als Virtuose fein abgewogener Worte aufgefallen, auch nicht, als er im Mai den später gescheiterten Übernahmeversuch des US-Pharmariesen Pfizer zum Nachteil der britischen Astra/Zenaca als „Vergewaltigung“ titulierte – Pfizer stellt übrigens das populäre Stabilisierungsmittel Viagra her.

Vor allem aber bezüglich der Emanzipation wirkt Mitchell wie aus der Zeit gefallen. Als die bemerkenswerte Schriftstellerin Louise Mensch 2012 im Streit ihr Abgeordnetenmandat niederlegte, kommentierte Mitchell: „Eine gute Ehefrau ist nicht öffentlich anderer Meinung als ihr Herr und Meister.“ Diese und ähnliche Einlassungen trugen ihm rasch die ungeteilte Aufmerksamkeit der britischen Frauen ein.

Dies ist erst recht jetzt der Fall. Der Macho aus Grimsby hielt es nämlich für richtig, zu erklären, dass die zunehmende Zahl an weiblichen Abgeordneten das Parlament schwäche. Denn: Die meist jüngeren Frauen beschäftigten sich nur mit Kleinkram wie Familienangelegenheiten und hätten einfach keinen Kopf für die großen politischen Ideen. Im Parlament sei die größte Feminisierungs- und Verjüngungswelle im Gange, seitdem die Seife Camay „uns allen versprochen hat, uns jeden Tag etwas lieblicher aussehen zu lassen“. Während seine weiblichen Kollegen „not amused“ reagierten, meinte Mitchell, er habe gar nichts gegen Frauen: „Alle meine Tanten waren Frauen!“