Burgen und Herrensitze sind die Hauptsehenswürdigkeiten für ausländische Touristen in Deutschland. Hamburg nur dreimal unter den Top 100

Das war keine Überraschung. Zum beliebtesten Reiseziel Deutschlands ist Schloss Neuschwanstein gewählt worden. 1,3 Millionen Besucher pilgern jährlich zu der Mischung aus Märchenschloss und Ritterburg in der Nähe von Füssen, um sich bei Geschichten und Gerüchten um den Erbauer „Crazy King Ludwig“ zu wundern.

Trotzdem lässt das Ergebnis der Umfrage aufhorchen, für die die Teilnehmer unter Bauwerken, Architekturensembles, Freizeitparks sowie „Ereignissen“ wählen konnten. Auffällig ist das Nord-Süd-Gefälle des Ergebnisses. Ziele jenseits des Weißwurst-Äquators führen die Liste an. Besonders die Bayerische Schlösserverwaltung läuft jetzt mit weißblau geschwellter Brust herum, weil sie sich um elf der Sehenswürdigkeiten kümmert. Touristen haben offensichtlich einen Schlossfimmel, denn neben Neuschwanstein sind auch noch Herrenchiemsee, Linderhof und Nymphenburg unter den Top 100. Dabei heißt es doch eigentlich: My home is my castle.

Der Hamburg-Werbung bleibt eine Menge zu tun, denn nur drei Ziele aus der schönsten Hansestadt der Welt konnten punkten: Hafen/Fischmarkt (Platz 26), Speicherstadt/Michel (32) und Rathaus (94). Vielleicht sollte man die Elbschloss-Brauerei reaktivieren.

Befragt wurden mehr als 11.000 Deutschlandreisende. Aber nicht persönlich, sondern schon wieder in diesem Internet. Wer weiß, wer an dem Ergebnis herumgeschraubt hat? Die NSA vielleicht, oder ist der Bundestrojaner schon aktiv? Ranking-Shows, das lehrt die jüngere Lebenserfahrung, ist mit Vorsicht zu begegnen. Auch wenn man die Deutsche Zentrale für Tourismus, Veranstalter von „Deutschlands beliebteste Reiseziele“, nicht mit öffentlich-rechtlichen Sendern gleichsetzen kann. Dass die auch ihre Internatsseifenoper „Schloss Einstein“ unter die schönsten Herrensitze Deutschlands einreihen würden, ist natürlich nur ein böses Gerücht.