90 Prozent der Autofahrer haben ihren Orientierungssinn auf Satellitensteuerung outgesourct

Seefahrer haben sich früher nach den Sternen gerichtet, um ans Ziel zu kommen. Das führte zu folgenschweren Fehlern. Kolumbus verfranzte sich auf dem Meer und entdeckte Amerika, wo er gar nicht hinwollte. Seine Verfahrensleute stöhnten an Bord: „Navigare necesse est“ – ein Navi ist vonnöten. Die Amerikaner peilten das und erfanden GPS. Sie ersetzten die Sterne einfach durch Satelliten. Diese Himmelskörper können technisch weitaus mehr als Sterne. Denn die funkeln immer nur, rasen durch die Milchstraße und liefern allenfalls noch Horoskope. Heute sammeln die Amerikaner mit Satelliten Allwissen. Sie sehen, was wir sehen, wohin wir gehen und wohin wir fahren. Das machen die nur deshalb, damit wir auf dem rechten Weg bleiben.

Die deutschen Autofahrer lieben darum ihre Navis. 90 Prozent haben ihren Orientierungssinn vom Gehirn auf satellitengesteuerte Wegweiser outgesourct, weiß das Internetportal AutoScout24. Über 70 Prozent verspüren durch das Navi mehr Sicherheit, 58 Prozent verfahren sich weniger, 56 Prozent kommen schneller ans Ziel. Sagen sie.

Immerhin jeder vierte Mann schaltet den Apparat ein, obwohl er den Weg kennt. Sie genießen die weibliche Computerstimme und freuen sich auf einseitige Dialoge wie „bitte in 300 Metern rechts abbiegen“ oder „den Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt verlassen“. Männer lassen sich von Frauen also doch was sagen. Widerspruch ist ohnehin zwecklos, denn er führt nicht zu der hitzigen Diskussion mit der Beifahrerin um die beste Route. Männer gehen sogar so weit, die virtuelle Mitfahrerin Uschi, Susi oder Babsi zu nennen.

Hier noch eine Warnung der US-Mitfahrzentrale NSA: Autofahrer gelten als verschollen, wenn sie weder Navi noch Smartphone einschalten, noch eine Google-Brille tragen. Die Suche nach ihnen ist kostenpflichtig. Wohin das führt, wenn Menschen unkontrolliert durch die Weltgeschichte vagabundieren, sieht man ja an Kolumbus.