Es geht aufwärts mit Hamburgs Erstligaverein – zumindest wenn man dem Stimmungsbarometer im Internet glauben darf

Da der HSV in seiner jüngeren Clubgeschichte ja für etliche sportliche und vereinspolitische Totalschäden gesorgt hat, mussten sich die Hamburger nie um den fälligen Hohn und Spott sorgen. Sogar bei der WM, nach dem 7:1 der Nationalelf gegen den Gastgeber, gab es sofort Verschwörungstheorien: Da müssen sich HSV-Profis ins Team der Brasilianer geschmuggelt haben.

Qualvolle Monate waren das für all jene Menschen, die inmitten des fast inflationären HSV-Bashings die blau-weiß-schwarze Fahne hochhielten und mit ihrem Verein litten. Weil die Kicker keinen geraden Ball spielen konnten und wie Lemminge Richtung Zweite Liga robbten, Trainingsgruppen für aussortierte Spieler eingerichtet wurden oder die Verbindlichkeiten auf einen lustigen dreistelligen Millionenbetrag anstiegen.

Ganz oben auf der Liste der sich sorgenden Menschen stand – wer sonst: Uwe Seeler. 14.400 Einträge spuckt die Google-Suchmaschine bei der Eingabe der Begriffe „Sorgen, HSV, Uwe Seeler“ aus. Sogar ein Stimmungsbarometer des HSV-Idols (www.machtuweseelersichsorgenumdenhsv.de) gibt es mittlerweile im Netz. Die Bedienung ist denkbar einfach: Wer in der vergangenen Saison die Adresse eingab, bekam auf seinem Monitor stets nur ein überdimensionales „Ja.“ zu sehen.

„Was soll ich tun? Es ist nun mal so, dass ich mitfiebere und mitleide“, weiß der 77 Jahre alte Ehrenbürger selbst längst, dass seine besorgten Appelle in immer schnellerer Taktung kamen und deshalb fast schon Kultstatus genießen. Bis jetzt. Wer in diesen Tagen mal wieder die genannte Internetadresse anklickte, bekam auf seine Sorgenfrage ein sensationelles „Nein.“ zu sehen!

Ob es die sorgfältige Vorbereitung von Mirko Slomka war, die für die Trendwende sorgte? Oder der EM-Triumph der U19-Junioren mit ihrem Trainer Marcus Sorg? Wir wissen es nicht. Sicher ist nur, dass die Spieler mit dem erstaunlichen Vertrauensbonus sorgsam umgehen müssen, sonst wird es ihnen nicht dauerhaft gelingen, Seeler das Sorgerecht zu entziehen. Irgendwie würde aber auch etwas fehlen.