Was Namen von Hotels verraten. Immer weniger heißen Alte Post, Krone oder Linde

Wer Gelegenheit hat, im Hotel zur Post oder in der Alten Post Quartier zu bekommen, sollte sich beeilen. Das sind zwar immer noch die häufigsten Hotelnamen, doch die Erinnerung an die entschleunigte Postkutschenzeit schwindet im Flitzetempo.

So gab es vor vier Jahren 363 Gasthäuser mit dem Namensschild Post in deutschen Landen, jetzt sind es samt Variationen nur noch 202. Selbst Unterkünfte mit dem heimeligen Wortbestandteil Krone (von 234 auf 164) oder Linde (von 299 auf 138) schwinden laut aktueller Liste von Holidaycheck. Dafür liegt dieses Internetbuchungsportal namenstechnisch voll im Trend.

Denn English speak à la Boardinghouse und 25hours ist up to date bei deutschen Hotels, ob sie nun mit einer Beautyfarm werben, einem Wellnesscenter oder gleich zu Aromasoul Travelling und Day-and-Spa-Paketen einladen.

Reicht der gute Name nicht, muss es eben ein exklusives Angebot sein. So versprach eine Hotelkette kürzlich kurzfristige Zimmervergabe an verlassene Ehemänner mit speziellem „Verwöhnprogramm“, Sixpack in der Minibar, Zigarre auf dem Nachttisch, plus Visitenkarte vom Scheidungsanwalt, für versöhnlichere Gemüter alternativ die Adresse eines Blumenhändlers.

Das führt uns zum Hotel Zum Abschlepphof im Norden von Leipzig, obwohl das ganz anderes im Schilde führt. Der familiengeführte Betrieb beruhigt alle, „die sich über den Namen wundern“: Nebenan befinde sich auf einem ehemaligen Bauerngut ein „Berge- und Abschleppdienst“. Vermaledeit, wer Böses dabei denkt.

Auch das Hotel Bleibtreu in Berlin führt auf eine falsche Fährte. Das First-Class-Designhotel („weltoffene, unprätentiöse Ausstattung“) in einem Patrizierhaus in Ku’damm-Nähe streckt keinen moralischen Zeigefinger aus. Die Straße trägt lediglich den Namen des Historienmalers Georg Bleibtreu (1828–1892). Was kann das Hotel dafür?