Die Wechsellichtzeichenanlagen haben 100. Geburtstag. Und nicht nur in Rotlichtvierteln wächst die Hoffnung auf fließenden Verkehr

Die 80 Millionen Bundesbürger vergeuden wertvolle Zeit. Während ihres Lebens stehen alle zusammen mehr als drei Millionen Jahre sinnlos herum – vor roten Ampeln.

Umgerechnet wartet also ein Deutscher seit dem Piacenzium an einer Kreuzung auf Grün. Diese unvorstellbar lange Zeit ist bisher nur deshalb nicht aufgefallen, weil sich die Menschen auf 1,5 Millionen Ampeln in Deutschland verteilen.

Seit genau 100 Jahren ärgern sich Fahrer und Fußgänger über Ampeln mit rotem Signal. Erstmals haben Menschen am 5. August 1914, es war ein Mittwoch, in Cleveland, Ohio, die Lichter der Welt erblickt. Entwickelt hat die Ampel eine Lichtgestalt namens Garrett Morgan, die noch andere Dinge erfand wie die Gasmaske und ein Haarglättungsmittel.

Im Bruttosozialprodukt macht sich die durch Rotlicht vorenthaltene Bewegungsfreiheit als entgangene produktive Zeit bemerkbar. Wirtschaftsverbände fordern deshalb anlässlich des 100. Geburtstags der Wechsellichtzeichenanlage: „Grünes Licht für alle!“ Vorrangig sollen Rotlichtviertel umgestellt werden, obwohl es gerade hier kaum Verkehrsprobleme gibt.

Getestet wird die grüne Welle mit dem Busbeschleunigungsprogramm in Hamburg. Busfahrer schalten sich ihr Grün selbst. Der Zeitgewinn durch die Beschleunigung liegt deutlich im Nanosekundenbereich. Das ist aber kein Erfolg einer Ampelkoalition.

Vielmehr haben sich dies die Roten ausgedacht. Die Schwarzen kritisieren das Busprogramm am heftigsten. Christdemokraten beklagen, dass sie – im Gegensatz zu Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen – bei den Ampelfarben nicht vorkommen. Schwarzlicht hat sich allerdings als wenig nützlich erwiesen, allenfalls wenn man Theater macht.

Gibt es ein Leben ohne Ampeln? Die Schöpfer intelligenter Verkehrssysteme arbeiten daran. Autos reden miteinander und errechnen den idealen Verkehrsfluss. Dummerweise stehen ihnen dabei unberechenbare Fußgänger und Radfahrer im Weg.