Ende einer Kunstaktion in Bayreuth. Erst werden viele kleine Richards von Fans geklaut – jetzt will die Stadt sie nicht mal mehr geschenkt

Wertvolles mopsen, wenn keiner aufpasst – dieses justiziable Leitmotiv zieht sich durch fast jede Wagner-Oper. Erst wird ein Ring geklaut, dann eine Tarnkappe, mal wird eine Frau entwendet oder wenigstens die Ehre von holden Helden. Für Durchunddurchwagnerianer ist es also geradezu Pflicht, mal etwas Passendes mitgehen zu lassen, erst recht, wenn es direkt aus Bayreuth stammt. Heiliger Boden und so.

Und hier kommt der Künstler Ottmar Hörl ins Spiel. Hörl ist auf Horden von Kleinplastiken spezialisiert, die man wie die liebreizenden Hamburger Hummelfiguren überall aufstellen kann, wo Touristen sich fotografieren und Einheimische sich darüber amüsieren können. Hörl hatte 7000 Dürer-Hasen in Nürnberg verteilt, 800 Lutherinis in Wittenberg, 400 geschrumpfte Goetheleins in Frankfurt und 500 kleine Karls in Aachen. Zum 200. Geburtstag im vergangenen Jahr parkte er den Festspielhauspark in Bayreuth unter dem Namen „Wagner dirigiert Bayreuth“ mit 500 bunten Plastik-Richards dicht, damit das Publikum mehr zu tun hatte, als sich über vermeintlichen Regie-Murks oder die Bratwurststand-Schlangen zu ärgern. Und etliche wurden geklaut, trotz eigener Aufpasser. Die Arno-Breker-Büste von Wagner ist den Senioren dann doch zu schwer.

Pünktlich zum morgigen Festspielstart haben Hörl und die Stadt nun mit vereinten Kräften eine putzige Provinzposse über diese Kunstaktion losgetreten: Hörl wollte der Stadt zehn Metall-Wagnerchens schenken. Aber die Stadt – ansonsten so pleite, wie Wagner es immer war – verschmähte das Geschenk im angeblichen Wert von 25.000 Euro. Man müsse so etwas ausschreiben, hieß es laut „Nordbayerischer Kurier“ aus dem Rathaus, um keinen Künstler zu bevorzugen. Niedliches Argument, gerade in Bayreuth. Und jetzt ist Hörl verstimmt, dass er sich nicht unsterblich machen darf, direkt auf dem Grünen Hügel. Gestern sollte diese Politvariation über Wagners Prügelfuge aus den „Meistersingern“ Thema einer Stadtratssitzung sein, aber wer die Bayreuther Verhältnisse nur etwas kennt, ahnt: Das ist bestimmt noch längst nicht das Ende vom Lied.