My Home is my Beachclub. Die Hitze und die WM in Brasilien sorgen bei den Bundesbürgern für ein neues Baumgefühl

Eichen waren gestern, das ist vorbei. Sie waren einmal die Lieblingsbäume der Deutschen. Hart und unbeugsam, wie der deutsche Fußball. Aber das war vor dem vierten Stern, das war vor Brasilien, heute ist vieles anders. Die Selecao ist entzaubert, und die Deutschen haben neben dem Ball- auch ein neues Baumgefühl entdeckt. Sie mögen plötzlich Palmen. „Hitze und WM lassen Südpflanzen boomen“, melden die Agenturen. Das ist erstaunlich, aber auch verständlich. Für die Arecaceae, wie die Botaniker die Palmen zutraulich nennen, spricht die größere Auswahl. Etwa 2600 Arten sind bekannt, die Eichen bringen es nur bis auf etwa 600.

Große Bedeutung hatten die Früchte der Eiche früher in der Schweinezucht. Aber wer denkt bei diesem Wetter schon an kleine oder große Ferkel, der Zeitgeist geht klar in Richtung Hängematte und des Feelings, das sich einstellt, wenn man von dem weißen Rum trinkt, für den wir hier keine Werbung machen. Die Landsleute stellen sich immer mehr Oliven, Feigen, und Zitronenbäume in den Garten oder auf den Balkon. Her mit der Exotik! Besonders beliebt sind chinesische Hanfpalmen. Nein, es ist nicht, woran Sie denken. „Da kann ein Kellner aufrecht drunterstehen und sie piken nicht“, wird ein führender Palmenverleiher zitiert.

Der Trend habe etwas mit dem wärmer werdenden Klima zu tun, aber auch mit einer übersättigten Gesellschaft, die das Besondere sucht, schreibt die Deutsche Presse-Agentur. Besonders wollten wir ja schon immer sein, auch wenn das gar nichts Besonderes mehr ist, wenn es alle sind. „My Home is my Beachclub“, lautet das neue Motto. Früher habe man bei Partys mit einem Spanferkel Eindruck schinden können. Heute müsse es eben mehr sein, heißt es. Die Übersättigten kehren sich von den Borstentieren ab. Wenn sich die Zeiten ändern, müssen sich auch die Sprichwörter anpassen. Andererseits: „Was stört es die stolze Palme, wenn sich eine Wildsau an ihr wetzt?“