Zwischen Urlaubsfotos und Saubermachtag: Das Leben im Weltraum ist alles andere als nur galaktisch

Seit Alexander Gerst sind wir alle ein wenig Astronaut. Auch die, die das nie werden wollten. „Als ich das Foto gemacht habe, war ich sicher, dass es sich um Wolken handelt. Bin mir nicht mehr so sicher ...“, ließ „unser Mann“ auf der Internationalen Raumstation (ISS) die Welt vor zwei Tagen wissen. Und schickte dazu via Kurznachrichtendienst Twitter ein Foto von so kleinen, rötlich-braunen Pickeln, die optisch irgendwo zwischen Reptilienhaut und einem verunglückten Schokoladenkuchenüberzug lagen.

Wer kennt das nicht vom Durchsehen der Urlaubsbilder! Wo war das noch gleich – und vor allem, wer ...?

Gut, seine zwei Mitreisenden sollte sich der 38-jährige Geophysiker gerade noch merken können, wenn er sie auch ständig – Schwerkraft sei Dank – aus wechselnden Blickwinkeln präsentiert bekommt. Und das in der Enge dieser fliegenden Konservenbüchse. Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs wissen, wovon die Rede ist.

Alles also wie auf Mutter Erde? Steht der Mythos der tollkühnen Männer und Frauen, die die unendlichen Weiten im Dienste der Menschheit bereisen, vor der Entzauberung? Vielleicht schon. Aber das wertet unser Leben eher auf als das außerirdische Treiben ab. Sonntag ist zum Beispiel Putztag auf der ISS, haben wir durch Gerst gelernt. Super! Gegen den Kabelsalat dort oben sieht es im heimischen Wohnzimmer plötzlich aus wie im aufgeräumtesten, sterilsten Designerladen. Und selbst das Deutschlandtrikot hat es in das sehr begrenzte Gepäck des Astronauten geschafft. Und so könnte man aufgrund seiner vielen Selbstporträts damit glauben, Gerst sei auch auf dem Weg zum Public Viewing. Wie so viele von uns am Sonntag sein werden.

Ist er ja auch irgendwie, ständig. Öffentliches Sehen, also nach draußen zu gucken, ist das, was der gebürtige Künzelsauer fast nonstop im All betreibt. Fehlt nur noch der Sieg unserer Elf. Zum Abheben. Für uns alle.