Berlusconi hat antike Vorfahren: Ein Forscher erklärt, wie toll es die alten Römer wirklich trieben

Der Name Pompeji jagt klassisch Gebildeten Schauer des Entzückens über den Rücken. Erlaubt diese im Jahre 79 vom Vesuv verschüttete Stadt doch tiefe Einblicke in den Alltag im Römischen Reich. Schüler erfahren ergriffen vom Forscher Plinius dem Älteren, der beim heroischen Versuch starb, Vesuv-Opfer zu retten. Doch ein gewisses Element des pompejianischen Lebens wird Lateinschülern gern vorenthalten: Allein in dem freigelegten Teil der Stadt befanden sich wohl 25 Bordelle. Das populäre Lupanar des Africanus zum Beispiel hatte zehn minimalistisch eingerichtete Räume für antike Gunstgewerblerinnen. An den Wänden fanden sich auch für Analphabeten ausreichend informative Malereien bezüglich der Angebotspalette der Damen.

Es muss sich um ein Flatrate-Etablissement gehandelt haben – Eindrücke auf den Steinbetten zeigen, dass viele Freier bei einschlägigen Tätlichkeiten noch nicht einmal die Schuhe auszogen. Dafür kratzten die Gäste die Wände voll mit anschaulichen Mitteilungen über das Erlebte – zur Freude heutiger Archäologen, die sonst nur Listen antiker Kornspeicher zu lesen bekommen. Die Triebhaftigkeit der alten Römer ist legendär; gegen Cäsars Zeitgenossen nehmen sich die Partys von Altlover Silvio Berlusconi aus wie eine CSU-Tagung in Wildbad Kreuth. Der italienische Evolutionsforscher und TV-Moderator Alberto Angela beschreibt dies alles nun in einem Buch mit dem zielführenden Titel „Liebe und Sex im alten Rom“. „Körperliche Liebe war überall verfügbar“, sagt der Mann, dessen Nachname in Deutschland nicht in erster Linie Anklänge an sexuelle Exstasen auslöst. Das Motto schien zu sein: In der Ehe gibt es Kinder, Spaß woanders. Straffrei war der Seitensprung aber nur für den Mann. Dieses Verfahren kennen wir auch aus zeitgenössischen Kulturen. Der römische Dichter Ovid übrigens war auch als Sexualberater unterwegs und empfahl etwa sehr klein gewachsenen Frauen, ihren Begünstigten rittlings zu erfreuen – so wirke sie größer. 2000 Jahre alte Sextipps zeigen: Manches ändert sich nie.