Briefträger bieten Extraservice: Für 40 Euro ein Schwätzchen. Oder einen Notruf an die Unfallhilfe

Wenn der Postmann zweimal klingelt, man ihm wegen anderer dringender Geschäfte aber gerade nicht öffnen kann, könnte bald die Johanniter Unfallhilfe vor der Türe stehen – wenn man den Extradienst „Post Persönlich“ mit gebucht hat.

In diesem Fall schaut der Briefträger nämlich Tag für Tag rein, auch wenn er nichts zuzustellen hat. Dafür fragt er: „Na, wie geht’s?“ – und benachrichtigt bei Bedarf die Partnerorganisation der Johanniter. Diese Fürsorge kostet 40 Euro im Monat. Der neue Service zielt auf Alleinstehende, Ältere und Hilfsbedürftige. Ob sich das (für beide Seiten) lohnt, wird gerade im Ruhrgebiet getestet, in 126 Zustellbezirken in Essen und Mülheim, in einem Gebiet mit 200.000 Haushalten.

Das war’s dann wohl mit dem kostenlosen Schnack am Briefkastenschlitz. Wie so oft haben die Amis das vorgemacht. Da gibt es so was seit den 80er-Jahren. Mit Erfolg, ebenso in Frankreich. Dort heißt das Angebot „bonjour facteur“ („Moin, Briefträger“), und die bringen auf Wunsch sogar Medikamente oder Lesestoff vorbei. Hoffentlich sind damit nicht die Karten und Briefe an die Nachbarn gemeint. Zumal diese gute, alte Post mengenmäßig beständig schrumpft. Jedes Jahr landen bei uns (zwei Prozent) weniger Briefe im Kasten, auch wenn sie immer noch mehr Umsatz bringen als alle Pakete mit den im Internet bestellten Sachen.

Wenn das E-Mail-Zeitalter die letzten fassbaren Briefe schluckt, haben die Postboten mehr Zeit für ihre Kunden von gestern. Vielleicht bleiben sie auf ein längeres Schwätzchen? Oder schauen sich mit ihren Klienten eine alte DVD auf dem Sofa an? Wie wäre es mit dem Kinohit „Willkommen bei den Sch’tis“ (von 2008)? Da radelten zwei Postler durchs Dorf, mit leerem Beutel, aber total abgefüllt, weil sie jedes Mal, wenn sie klingelten, ein Schnäpschen bekamen. 20 Millionen Kinobesucher machten die Komödie zum erfolgreichsten Film der Grande Nation. Prima Aussichten für die Post: Die Briefträger können noch einiges vertragen.