Mehr als 32.000 Soldaten sind in den vergangenen Jahren durch den obligatorischen Fitnesstest der britischen Streitkräfte gefallen

Als ich vor Äonen bei der Bundeswehr war, hätte ich den Fitness-Test der britischen Armee mit fliegenden Fahnen bestanden. Allerdings nicht, weil ich so sportbegeistert gewesen wäre. Sondern wegen meines Ausbilders. Wann immer jemand „Bockmist“ gebaut hatte, schallte uns die Ansage „20fürs Vaterland!“ mit etwa 400 Dezibel durch den Gehörgang. Danach durften wir Liegestütze drücken. Mindestens einen patriotischen Durchgang, je nach Bockigkeit des Mistes auch gern mehr. In die Kategorie „Bockmist“ fiel übrigens so ziemlich alles, was nicht direkt befohlen worden war. Nach meiner Grundausbildung konnte ich also nicht nur meine Stiefel auf Hochglanz polieren und meine (nie getragenen) dienstlich gelieferten Unterhemden auf DINA4 falten. Ich wusste auch, dass zu einer Stubenreinigung neben dem Fußboden auch der Lampenschirm (innen) und der Fensterrahmen (außen) gehören, und war zudem imstande, noch im Dreiviertelschlaf den Verteidigungsfall durch bloße Liegestütze zu entschärfen.

Bei der britischen Armee scheint diese Form der soldatischen Früherziehung in Vergessenheit geraten zu sein. Laut einem Bericht der „Sunday Times“ sind in den vergangenen fünf Jahren mehr als 32.000 Soldaten durch den zweimal im Jahr abgehaltenen Fitness-Test gefallen. Zu dem gehören – neben anderen soldatischen Lieblingsbeschäftigungen wie Laufen und Sit-ups – auch Liegestütze. Das schlechte Abschneiden könnte allerdings auch kulinarische Gründe haben: Der Ernährungsplan der in Afghanistan stationierten Streitkräfte umfasse Spiegelei mit Speck zum Frühstück, Pommes frites zum Mittagessen und Pizza zum Dinner, berichtete ein Soldat der Zeitung.

Gut, im fettigen Angesicht dieser 2,8-Millionen-Kalorien-Diät hätte ich möglicherweise auch Schwierigkeiten gehabt, 44 Liegestütze in zwei Minuten zu absolvieren. Allein deshalb, weil mein Bauch dem erforderlichen Bewegungsablauf im Weg gewesen wäre.