Vergessen Sie die WM, vergessen Sie die Riesending-Höhle, vergessen Sie auch den neuen spanischen Kronenträger. Die mit Abstand wichtigste Nachricht des gestrigen Tages hat nichts mit Fußball, geretteten Höhlenforschern oder antiquierten Regierungsformen zu tun. Dafür aber alles mit diesem Internet. Um genau 9.55 Uhr brach die Welt zusammen – zumindest für alle, deren sozialer Dreh- und Angelpunkt nicht Friseursalon, Stammkneipe oder Kantine, sondern Facebook ist.

Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern an Zeiten, als dem Besuch des Internets eine stundenlange Quietsch- und Flötorgie des Modems vorausging, als man seine Katzenvideos noch selber drehen musste und man Viren vom Arzt und nicht vom IT-Spezialisten behandeln ließ. Eine Ahnung davon, mit welcher Geschwindigkeit man sich anno dunnemals durch die digitalen Weiten bewegte, bekamen Facebook- Junkies nun also am Donnerstagmorgen: Eine halbe Stunde lang passierte nichts, aber auch gar nichts. Erst um 10.26 Uhr konnte man sich wieder Arbeitsunlust, Spanien-Häme und Nahrungsauswahl seiner drölfundachtzig digitalen Freunde kommentieren. Ganz findige Menschen sollen in dieser Zeit zum Facebook-Methadon Twitter gewechselt sein, um sich dort über den temporären Kniefall des Giganten lustig zu machen. Nur, um ebenso schnell wieder zurückzuwechseln und zu schauen, was sie möglicherweise verpasst haben könnten. Es hätte ja ein Sack Reis in Guangzhou umfallen oder ein Selfie von Lukas Podolski auftauchen können.

Und den Weissagungen seiner Heiligkeit Mark Zuckerberg des Einzigen zufolge ist schließlich, was nicht bei Facebook gepostet wird, auch nicht real. Was immerhin die Frage klärt, was für ein Geräusch ein Baum im Wald macht, wenn er umfällt und niemand da ist, um das Ereignis zu posten. Gar keines.