20 Millionen Kahlrückige Waldameisen stören den Unterricht im schleswig-holsteinischen Lütau. Da kann nur ein Hamburger helfen

Ameisen sind ja die Femen-Aktivistinnen des Tierreichs. Zahlreicher, als man denkt, unglaublich schnell, von Natur aus relativ unverhüllt und zu allem entschlossen tauchen sie an Stellen auf, an denen man nicht mit ihnen gerechnet hätte. Und verursachen dadurch oft einen Wirbel, der nicht selten auch Behörden und Medien beschäftigt. So wie jetzt geschehen im beschaulichen schleswig-holsteinischen Lütau.

Wenn auch die Kahlrückige Waldameise ein, sagen wir mal, weniger prägnantes Körperteil entblößt und in ihrer politischen Aussagekraft nicht ganz greifbar ist (das Unterwandern gelingt ihr ja ganz hervorragend – doch läuft sie genauso gerne von links nach rechts wie von rechts nach links über), so macht ihr doch kein Rotflorist beim Besetzen von Häusern etwas vor: Gleich 20 Millionen der nur wenige Millimeter großen Insekten kaperten in Lütau eine Grundschule und hätten „den Unterricht gestört“, wie die Schulleiterin bekannt gab.

Wie sie das wohl gemacht haben? Gekippelt, gekichert, gepennt, wie der Dreisatz in schulischem Ungehorsam über Jahrzehnte lautete, reicht wohl heute kaum noch aus. 20 Nester bauen, Dutzende Königinnen krönen, und das alles auf 120 Millionen Beinen, ist da vielleicht eher ein Grund, der Lehrer und Schüler ganz kribbelig gemacht haben könnte. So sehr, dass der Hamburger Insektenspezialist Eberhard Baur anrückte und die Kolonie in einen nahe gelegenen Wald umsiedelte. Tier für Tier für Tier für...

Doch damit wäre das nächste Problem geschaffen: Die befinden sich jetzt alle auf Wohnungssuche! Wer will sich schon mit den emsigen Tierchen in eine Warteschlange für die Drei-Zimmer-Altbauwohnung mit Balkon anstellen? Da sie zudem auf Fichten(wälder) stehen, erwägen skandinavische Möbelhäuser im Norden laut unbestätigten Gerüchten bereits eine vorübergehende Schließung, bis die Karawane weitergezogen ist. Immer auf die Kleinen.