Was Franzosen beim ersten Date viel lieber tun als essen gehen

Franzosen und Amerikaner trennt bekanntlich nicht nur eine Menge Wasser und die grundlegende Einstellung zu Froschschenkeln, sondern auch die zur Erotik. Bei konservativen Amerikanern ist freier Sex etwa so hoch angesehen wie die Führungsspitze der pakistanischen Taliban. Die französische Actrice Julie Delpy formulierte die erfrischende und Puritaner zur Schnappatmung reizende Erkenntnis, dass die Franzosen von ihren Politikern erwarteten, dass sie eine Geliebte hätten. Wozu sei Macht sonst gut? Wir wussten ja, dass Bill Clinton im Herzen Gesinnungsfranzose ist. In Frankreich muss ein Präsident offenbar ein Amtsenthebungsverfahren befürchten, wenn er sich der Monogamie schuldig macht.

Das transatlantisch Trennende war auch Gegenstand eines furoremachenden Interviews, das die Sexkolumnistin der französischen Ausgabe des Magazins „GQ“, Maia Mazaurette, ihrer Kollegin des „New York Magazins“, Maureen O’Connor, gab. Mazaurette, deren Name zwar nicht echt ist, dafür aber auf der Zunge zergeht wie Crème brulée, schockierte mit der Enthüllung, dass sich die Franzosen im Gegensatz zu vielen anderen Völkern, darunter auch die Deutschen, nicht gern die Mühe eines abtastenden erotikfreien ersten Treffens machten: „Es gibt kein erstes Date – es gibt nur ersten Sex.“ Die gallische Sexpertin erläutert, dass die Entwicklungsstufen einer intimen Beziehung daheim in anderer Reihenfolge verlaufen: „Wir fangen mit Sex an. Wenn er gut genug ist, könnten wir versuchen, eine Beziehung einzugehen.“ Es baue zu viel Druck auf, wenn man nicht gleich zur Sache komme. Man denke dann: Den Kerl habe ich jetzt schon in vier oder fünf Restaurants getroffen – was ist, wenn das am Ende nichts wird? Die Lösung: „Sex beim ersten Date, und es gibt nur noch gute Überraschungen.“ Vielen deutschen Männern dürfte nun endgültig klar werden, dass Frankreich als Reiseland bislang noch weit unterschätzt wird.