Vor 100 Jahren wurde der Muttertag in den USA ein nationaler Feiertag – ohne Geschenkepflicht. Heute gibt es Rosen mit 24 Karat Gold

Anna Marie Jarvis (1864–1948) hat Millionen Mütter glücklich gemacht. Ohne sie gäbe es keinen Muttertag. Doch die Mutter der Muttertage war selbst kinderlos und ledig. Der erste Widerspruch des Gedenktags, der in den USA, dem Vaterland der Begründerin, erstmals vor 100 Jahren als nationaler Feiertag familiär festgezurrt wurde.

Die Tochter eines Methodistenpfarrers aus West Virginia hatte stets am zweiten Maisonntag Damen geladen, um ihrer verstorbenen Mutter zu gedenken. Ohne Geschenke. Die haben sich später eingeschlichen und den Blick auf das Ziel versperrt. 2014 – Muttertag ist an diesem Sonntag – müssen wir rätseln, was Mutti sich jetzt wünscht. Laut Beauty Trend hoffen drei von fünf Frauen auf Kosmetik- oder Pflegeprodukte; laut Buchhandel „lieben Mamas die Buchverschenker“; laut Floristen alle, die mit Blumen kommen („im Schnitt 14 Euro pro Bukett“). Wem das alles zu popelig ist, dem empfiehlt ein Schmuckhersteller „Beständiges“ mit der scheinheiligen Frage: „Wie wäre es mit einer echten gewachsenen Rose mit 24-Karat-Vergoldung“? Der zaghafte Hinweis sei erlaubt: Ein Abendblatt-Abo könnte günstiger kommen. Vielleicht als Gutschein? Oder überreicht mit Süßem oder Selbstgebasteltem?

Noch zu edel? Dann wäre da Daniela Schadt, Müttergenesungswerk-Schirmherrin und Gefährtin von Bundespräsident Gauck, die mit Verweis auf 8000 unterstützte Mütter und Kinder um „Spenden für erschöpfte und kranke Mütter“ bittet. Mutter-Kind-Kuren organisiert auch die KAG (Katholische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung), die „mehr gesellschaftliche Anerkennung“ für Mütter fordert.

Statt Biedermann gibt’s aktuell aber auch was aus der Brandstifterkiste – die Teilnahme beim ersten offiziellen „Zombie Run Deutschlands“ in München, pünktlich zum 11. Mai, dem Muttertag. Auf der Fünf-Kilometer-Hindernisstrecke werden Tausende „Untote“ in Verkleidung erwartet. Die Veranstalter: „Einige Mütter sind mit Sicherheit darunter.“ Hoffentlich rastet da Heintje nicht aus: „Maaamaaa, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen ...“