Wie der britische TV-Star „Bear“ Grylls das Maskuline vor der Postmoderne retten will. Auch wenn sein Sohn dafür bluten muss

Man nehme den Hamburger Überlebensexperten Rüdiger Nehberg – soeben unglaubliche 79 Jahre alt geworden –, ziehe dessen Altersweisheit und sein Engagement als Menschenrechtler ab, und man erhält in etwa Edward Michael „Bear“ Grylls. Das ist die nassforsche britische Version unseres ehrenwerten „Sir Vival“. Grylls zieht sich schon mal einen hurtig zerschnippelten Robbenkadaver über, um am Eismeer angemessen gekleidet zu sein. Mit 23 Jahren stand der frühere Elitesoldat auf dem Mount Everest und zeigt heute in TV-Serien, wie man in Extremlagen wie brennenden Diskotheken überlebt.

Nun trat „Bear“ eine lebhafte Debatte los, als er kleinen Kindern empfahl, gern „megascharfe“ Messer in die Hand zu nehmen, um Gefahren meistern zu lernen. Sein jüngster Sohn mit dem programmatischen Namen Huckleberry habe dies kürzlich auch so gehandhabt und anschließend aus allen Knopflöchern geblutet. Seitdem habe er sich aber nicht mehr geschnitten, versichert Papa stolz. Vermutlich, weil die Verbände das nicht zulassen.

Zudem stimmt „Bear“ Grylls in einen antifeministischen Klagechor darüber ein, dass Männer gar nicht mehr wüssten, was es heißt, ein Mann zu sein. Zurzeit scheucht er fürs Fernsehen 13 Kerle über eine karge Insel und lässt sie mittels des Fangs etwa von Skorpionen und Krokodilen mehr oder weniger überleben. Diese Ausbildung sei sicher ungeheuer wertvoll, falls man sich mal im Londoner Zoo verirre, höhnte der „Daily Telegraph“. Vor 200 Jahren noch hätte jeder Sechsjährige gewusst, wie man mit Messer und Feuerstein ein Feuer entzündet, klagt Überlebensextremist Grylls. Dann könnte er auch zeigen, wie man sich aus einem brennenden Kindergarten befreit.

Eine selbst gebaute Stahlrutsche von einer Klippe seiner privaten Insel musste „Bear“ aber wieder abbauen. Er hatte auf seiner Website erklärt, dass man da wirklich „sehr schnell“ aufs Wasser knalle. Den Behörden war das zu viel postmoderne Männlichkeit.