Oder wurde sie Opfer der doppelten Verneinung? Von einem irritierenden Grußwort der Kanzlerin in einer nicht ganz so schlechten Stadt

Im schönen Kraichgau südlich von Heidelberg erzählt man sich die Geschichte, dass SAP-Gründer Dietmar Hopp als junger Mann eine Freundin in Ittlingen hatte, zu der er regelmäßig fuhr. Als es mit ihr aus war, spielte er wieder häufiger Fußball in seinem Heimatdorf Hoffenheim. Noch heute trauern die Ittlinger, dass Hopps Beziehung nicht hielt. Statt Hoffenheim wäre dann wohl Ittlingen in der Fußball-Bundesliga. Milliardär Hopp hat eine enge Verbundenheit zu seiner Heimat. Er schwärmt von den geschwungenen Hügeln der Landschaft, die mindestens mit der Toskana konkurrieren kann.

Und nun musste er sich von Bundeskanzlerin Angela Merkel Seltsames über sein Ländle anhören. Das kam so: Mäzen Hopp wohnte einem Merkel-Besuch im Krebsforschungszentrum am Neckar bei. Die Kanzlerin lobte die Wissenschaftler, aber vergaß den Bibel-Spruch aus Matthäus 5, 37, in dem es heißt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Ja, ja; nein, nein? Nicht mit der Pastorentochter Merkel.

In ihrer unnachahmlichen Meisterschaft des Ungefähren sagte sie: „Das Lebensumfeld hier im Heidelberger Raum – und ich sage das als Norddeutsche, die sehr wohl die Vorzüge auch des Nordens kennt – ist ja auch nicht so, dass man auf der Welt nicht noch schlechtere Orte finden würde.“ Beobachter der Szene notierten ein „irritiertes Gelächter“ im Publikum.

Wer doppelt verneint, der meint ausdrücklich Ja. Man kann also, sagt Merkel, noch üblere Gegenden finden, wenn man lange sucht. Hat da einer richtig hingehört? Wurde dieser Skandal überspielt?

Was die Kanzlerin sagt und was sie meint, bleibt oft ein Mysterium. Doch eines ist bei der im Elim-Krankenhaus an der Hohen Weide in Hamburg geborenen Merkel sicher: Wenn sie nicht nach Brandenburg und später Berlin gezogen wäre, dann stünde das Kanzleramt heute in Eimsbüttel.