Für Gebildetere ist das arbeitsfreie Wochenende nichts zum Ausruhen, sondern die beste Zeit zum vorsorglichen Unglücklichsein

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es; es gibt nichts Schlechteres, außer man lässt es. Gut, der Reim rumpelt stellenweise etwas, aber heute ist ja Gott sei Dank auch noch kein Sonntag. Denn immer wieder sonntags kann sich so mancher Papi kaum Schlimmeres vorstellen, als ganz und gar der Familie zu gehören – falls er noch eine hat vor lauter Berufsstress.

Diese „Sonntagsneurose“ kommt vor allem daher, dass praktisch jedes Wochenende ja schon fast wieder der Beginn der nächsten Woche ist. Und dass geradezu jeder Tag hierzulande 24 Stunden hat. Also immer etwa acht zu wenig, um sie mit Arbeit vollzustopfen. Besserqualifizierte leiden besonders unter dieser unschönen Regelhaftigkeit unserer Zeitrechnung, das hat nun der Hamburger Wirtschaftsprofessor Wolfgang Maennig herausgefunden. Bauarbeiter hingegen seien da entspannter: Entweder bauen sie. Oder eben nicht. Dann ist Wochenende.

Je gebildeter also so ein Papi ist, desto lieber möchte er auf Vorrat für Montagdienstagmittwochdonnerstagfreitag losarbeiten. Sich richtig Mühe geben, auch mit verstolperten Reimversuchen wie dem von eben. Bloß nicht GAR NICHTS tun. Dann lieber etwas Produktives mit sich anstellen: freiwillig alle Jägerzäune der Straße entmoosen oder vorher angestochene Fahrradreifen flicken, damit man eine Ausrede gegen das eigene Nichtstun hat. Aber auf gar keinen Fall ein Buch von innen besichtigen, das nichts mit der Arbeit im Rest der Woche zu tun hat. Nur am Wochenende kann so jemand endlich freiwillig tun, was er auch sonst nicht mehr lassen kann. Und falls selbst das nicht hilft: Dank Smartphone ist die nächste bekloppte Mail stümpernder Vorgesetzter ja immer in Griffweite.

Raffinierter Teufelskreis, das.

Wann Maennig zu diesen Erkenntnissen gekommen ist, stand übrigens nicht im „Harvard Business Manager“. Zu wünschen wäre es ihm , dass es nicht am Wochenende war.