Frontscheibe eines neuen Wasserwerfers scheitert im Praxistest an recht harmlosen Wurfgeschossen

Haben die Thüringer Bereitschaftspolizisten die bundesweiten besten Werfer in ihren Reihen oder etwa die härtesten Eier? Oder gar beides? Bei einem praxisnahen Test des neuen Wasserwerfers „WaWe 10“ ist es ihnen jedenfalls gelungen, mit Wurfgegenständen wie Tennisbällen, handelsüblichen Hühnereiern und halb gefüllten 0,5-Liter-PET-Wasserflaschen der Hightech-Polycarbonat-Panzerverglasung des 33-Tonnen-Ungetüms faustgroße Beulen beizubringen.

Nicht auszudenken, wie das 900.000 Euro teure Gefährt aussieht, wenn es mit echten Demonstranten oder Hooligans konfrontiert wird, die statt zu Lebensmitteln – ohnehin verwerflich genug – zu Steinen, Flaschen und Knüppeln greifen! Das müssen sie jetzt gar nicht mehr. Sie könnten auch Oli Kahn ob dessen unvergessenen Schlachtruf „Wir brauchen Eier!“ zu ihrem neuen Schutzpatron küren.

Vielleicht ist die softe Frontscheibe aber auch Teil einer raffinierten, bisher nicht öffentlich gemachten, Deeskalationsstrategie. Wir bieten euch eine weiche Front, enthärten die 10.000 Liter Wasser in den Tanks und ihr steigt um auf Wattebäusche. Das schont die unbezahlbare Gesundheit von Demonstranten ebenso wie die sündhaft teuren Einsatzfahrzeuge und könnte zu einem völlig entspannten neuen Verhältnis von Staatsmacht und Wutbürgern aller Art führen. Das wäre – wie jeder pazifistische Traum – schön, ist aber eben nur ein Traum. Bereitschaftspolizisten aus den neuen Ländern sind bisher nicht durch besonderes Einfühlungsvermögen aufgefallen. Und wütende Randalierer auch nicht.

Deshalb wird der Bund, der für seine Länder 78 Exemplare des verwundbaren Riesen bestellt hat, zunächst ein ernstes Wort mit dem österreichischen Hersteller reden müssen. Die Firma ist allerdings erst mal auf Tauchstation. Ob aus Scham oder Schadenfreude, ist nicht bekannt. Im Juli wird dann der TÜV entscheiden, ob die sensible Scheibe ersetzt werden muss. Hoffentlich gibt es bis dahin keine harten Einsätze.