Wann treten schon mal drei so gegensätzliche Typen in trauter Runde auf – ein Bauarbeiter, ein Indianer und ein kleiner Ritter? Jeweils in voller Montur. Das war vor 40 Jahren wirklich ein historischer Augenblick. Denn mit dem Trio startete eine neue Spielzeug-Ära: die Welt der Playmobil-Figuren.

Seitdem hat die Dreierbande gut zugelegt. 4000 Varianten sind in Kinderzimmern dieser Welt heimisch – und rücken uns auf die Pelle. Während die Erdbevölkerung „nur“ um 2,6 Menschen pro Sekunde wächst, werden zeitgleich 3,2 Playmo-Figuren geboren. Auch weniger mathematisch Begabten dürfte klar sein, worauf das hinausläuft.

Da täuschen friedliche Kulleraugen und das Grinsen, die allen Kunststoff-Kleinwüchsigen zu eigen sind, ähnlich berechenbar wie ihr Einheitsmaß von 7,5 Zentimetern. Doch der Grund(Uni-)form zum Trotz hat der Zeitgeist das Sortiment verändert. Bei den Bauarbeitern ist der Bierkasten verschwunden, bei den Gauklern der Tanzbär. Arbeits- und Tierschutz machen vor der Spielzeugkiste nicht halt. Ebenso die Gleichberechtigung. Den Bankräuber gibt es jetzt sogar in weiblicher Form. Da muss Mutti durch. Nüchtern betrachtet stehen die Plastikschelme in der Tradition von Figuren aus Zinn, Holz oder Blech, weiß Urs Latus vom Nürnberger Spielzeugmuseum, wo Donnerstag „Die Welt im Spiel – 40 Jahre Playmobil“ startete.

Die ersten Männchen schuf Mustermacher Hans Beck 1974 in der Ölkrise, als die Firma Brandstätter, die Kunststoffboote baute, nach Alternativprodukten suchte. Die Idee überstand alle Krisen. Oder spielt mit ihnen. So erinnern Künstler in Nürnberg mit dem „Umgekehrten Hamburger Kessel“ an die Einkreisung von Demonstranten durch Hamburger Polizisten am 8. Juni 1986: Hunderte Playmo-Passanten umzingeln eine Handvoll Polizei-Figuren. Schöne, verkehrte Spielzeug-Welt!