... zumindest auf der Straße. Denn dort herrscht jetzt ein völlig neues Wahlrecht

Der Europäische Gerichtshof hat sich in einem verfahrenen Verfahren mit Steuersündern beschäftigt. Das Urteil wird beiden Seiten gerecht: In der EU darf sich das Lenkrad im Auto entweder auf der rechten oder der linken Seite befinden – egal, ob im Land Rechts- oder Linksverkehr herrscht (Rechtssachen C-639/11 und C-61/12). Künftig kann also ein Engländer mit seinem Rechtslenker auf dem rechten Weg sein, ohne Rechtsbruch zu begehen. Allerdings gilt weiter das Rechtsfahrgebot in Ländern mit Rechtsverkehr, sofern es eine Rechtsordnung gibt.

Führende Führerscheininhaber machen sich Sorgen um die Sicherheit im Verkehr. Ein rechts sitzender Autopilot werde zum Geisterfahrer, wenn er blind links überholt. Doch dieses Argument wurde vom Gericht links liegen gelassen. Mit der freien Seitenwahl des Lenkrads ist Europa zum Steuerparadies geworden. Selbstanzeigen von Steuersündern sind nun nicht mehr nötig. Nicht geklärt ist jedoch die Frage, ob notorische Linksfahrer als Linksautonome bezeichnet werden dürfen.

Links oder rechts – das Luxemburger Urteil polarisiert. Die CDU fordert, alle Autos umzurüsten: „Das Lenkrad gehört nach rechts.“ Es könne nicht angehen, dass man auf der rechten Spur sei, aber von links gelenkt werde. Das entspreche nicht dem Wählervotum.

Die SPD will die Linkssteuerung beibehalten und riskiert einen Koalitionskrach. Ein Linksaußen der Linkspartei meint: „Auch Linke können das Rechte tun.“ Grüne plädieren für Fahrräder: „Da ist der Lenker in der Mitte.“ Die FDP hebt das Sowohl-als-auch des Richterspruchs hervor. Die Piratenpartei verweist darauf, dass Internethinweise links und nicht rechts genannt werden. Der ADAC teilt mit: „Das Urteil entspricht exakt unserer Umfrage unter sieben Mitgliedern.“ Der Bund der Steuerzahler warnt davor, jetzt übereilt linke Fahrstreifen durch rechte zu ersetzen. Die Kirche nimmt die Richter in Schutz. Sie hätten „nicht rechts geschaut, nicht links geschaut, sondern geradeaus, auf Gott vertraut“.