Die Fähigkeit zum Multitasking wird allen Studien zum Trotz immer noch oft gefordert

Klar kann ich mehrere Dinge gleichzeitig tun: Jetzt im Augenblick zum Beispiel verdaue ich mein Mittagessen, tippe auf der Tastatur herum und lasse mich von meinem Kopfhörer mit Musik beschallen.

Das ist vermutlich nicht ganz das, was mit dem englischen Wörterbuch gepuderte Texter in Stellenanzeigen fordern, die Jobs als „Assistant to the Board“, als „Client Service Director“ oder „Sales Support Analyst“ anbieten – wenn man denn „multitaskingfähig“ ist. Wir reden wohlgemerkt von mehr oder minder deutschsprachigen Annoncen. Die Damen und Herren von der Personalabteilung stellen sich wahrscheinlich eine weniger destruktive Variante des Hindugottes Shiva vor, der mit seinen vier Armen acht Projects anschiebt, dabei natürlich die Deadline und den Shareholder Value immer im Blick behält. Außerdem sollte er etwa vier abgeschlossene Studiengänge vorweisen können, nicht weniger als sieben Fremdsprachen sprechen und ein Dutzend Jahre Berufserfahrung haben. Im Alter von höchstens 25.

Selbst wenn man die ganzen anderen lustigen Vorstellungen vom Hybrid aus Stephen Hawking, Natalie Portman und Amazonchef Jeff Bezos mal beiseiteschiebt, bleibt da immer noch das Multitasking-Problem. Da können noch so viele Psychiater und Psychologen betonen – so wie jüngst Florian Holsboer vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie –, dass es schlechterdings unmöglich sei, mehrere anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig zur allseitigen Zufriedenheit zu erfüllen. Den Traum vom Arbeitnehmer, den man nur einmal bezahlen muss, der aber die Arbeit von mindestens fünf Menschen erledigt, der wird immer wieder gern geträumt.

In meinem Zweitjob als Übersetzer von Stellenanzeigen aus dem Denglischen ins Deutsche habe ich jedenfalls angefangen, Multitasking mit „sollte nach Möglichkeit gleichzeitig atmen und arbeiten können“ zu übersetzen. Dummerweise führt selbst diese Minimalforderung manchmal zu großen Augen bei potenziellen Bewerbern.