Warum Nacktrodeln ausfällt und doch nicht ausfällt

Die Klimakatastrophe schlägt um sich. In Großbritannien ist Land unter, die größte Flutkatastrophe seit 250 Jahren, in den USA braust dagegen ein eiskalter Schneesturm die Ostküste entlang, wirft die Leute durch umstürzende Leitungen in die Dunkelheit, wie in England das Wasser.

Dass man auch bei Sotschi um den Schnee zitterte, und zwar um zu wenig, hat eher etwas mit Putins eisernem Willen und der subtropischen Lage des Olympiaortes zu. Aber, apropos Lage: In Deutschland, in Braunlage, schlägt die Erderwärmung zu. Die „Welt“ meldete: „Eine der attraktivsten Veranstaltungen im Harz fällt in diesem Winter ins Wasser. Für das Nacktrodeln, das eigentlich kommenden Sonnabend“ (also heute) „stattfinden sollte, gibt es einfach nicht genug Schnee.“

Schnee heißt auf Lateinisch „nix“, und wo nix ist, also auch nicht nix, kann nix stattfinden. Auch wenn die aktiven Teilnehmer ohnehin nix anhaben, oder so gut wie nix. Denn die Männer tragen schneeweiße Unterhosen, die Damen schneeweiße Schlüpfer (die auf einmal mit keinem schneeweißen Schnee harmonieren könnten), und sonst haben sie nur Turnschuhe an und einen Helm auf, feuerrot oder kobaltblau, und auf dem nackten Arm ist eine Nummer, um unterscheidbar zu sein. Die Damen fahren oben ohne, aber ohne Schnee ist das auch nichts. Null mal null gibt null. Deshalb entfällt sogar Heideggers Seins-Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“

Doch die Veranstalter wussten Rat und für die Existenz-Philosophen eine Antwort. „89.0-RTL Nacktrodeln 2014“ findet jetzt nicht in abschüssiger Lage, sondern auf einer Piste auf dem Flugplatz Magdeburg-Cochstedt statt. Flugpiste statt Piste also, Rampe statt Rodelbahn. Der Schnee kommt aus einem Schlauch, wird auf die Abfahrtsbahn gesprüht. Und er ist haltbar bis 35 Grad plus, da kann die Erderwärmung noch lange wüten, bevor sie den Teilnehmern und Voyeuren (auf Deutsch: Zuschauern) das Nacktrodeln vermiest.