Liebe deinen Nächsten mal ganz praktisch. Das Bistum Mainz bittet zum Speeddating

Halleluja, der Papst ist Twitter-Gott! Schon zehn Millionen Jünger, Neudeutsch „Follower“, glauben an die Kraft der Kurznachrichten, die Franziskus als @pontifex in die Welt sendet. Die frohste Botschaft von allen liegt dabei auf höherer Ebene: Die katholische Kirche ist moderner als ihr Ruf.

Das will sich– und all diesen Ungläubigen – auch das Bistum Mainz beweisen, das anlässlich des morgigen Valentinstag für die Bibel-to-go-Generation mit einer besonders basisnahen Interpretation von „Liebe deinen Nächsten“ aufwartet: Dieses Bistum, wie es singt und lacht, lädt junge Christen zwischen 20 und 35 Jahren für eine Gebühr von 5 Euro zum „Speeddating“ ein – bedauerlicherweise nicht in eine bischöfliche Residenz mit frei stehender Badewanne, sondern nur in ein asketisch anmutendes Schüler-Café. Da lenkt dann aber wenigstens jeweils sieben heilige Minuten lang auch wirklich nichts vom Gegenüber ab.

Ob diese spritzige Idee eine (Ver-)Fügung von oben ist? Nein, das haben sich die Hirten aus Rheinland-Pfalz ganz allein für ihre Schäfchen ausgedacht. „Du glaubst, Speeddating sei eine oberflächlich-neumodische Form der Partnersuche und habe mit Religion nichts zu tun? Weit gefehlt!“, duzt das Bistum ganz lässig in diesem Internet. Und ist damit mal wieder im Besitz der Wahrheit. Denn hinter dem postmodernen Prozess der schnellen Partnersuche steht tatsächlich eine göttliche Geschichte: Es war der Rabbi Yaacov Deyo, der 1998 das Speeddating erfand, als er versuchte, jüdische Singles in der Diaspora miteinander zu verkuppeln.

Und auch der Anlass dieser kirchlichen Hilfsaktion, der Valentinstag, ist nicht so unchristlich: Ganz ursprünglich wurde am 14. Februar nämlich nicht an den Blumenhändler des Vertrauens gedacht, sondern des Märtyrers Valentin von Terni, der 268 in Rom starb. Aber schweifen wir nicht ab: Was nur, wenn das voreheliche Rendezvous am Rhein, nun ja, aus dem Ruder läuft? Kein Problem für uns Katholiken: Der nächste Beichtstuhl liegt so nah.