Streit unter Dickköpfen: Schleswig-Holsteins neue Imagekampagne erbost die Niedersachsen

Kommen Kieler Sprotten wirklich immer aus der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt? Oder sind sie im Rest der Republik ein Synonym für Norddeutsche? Und wo überhaupt fängt Norddeutschland an? Damit haben wir Fragen am Hals, die das Zeug dazu haben, kollektive Identitätskrisen auszulösen: Denn wo bitte liegt der wirklich echte Norden? Eingebrockt hat uns diese Debatte die schleswig-holsteinische Landesregierung mit ihrer neuen Imagekampagne unter dem Slogan: „Der echte Norden“. Da muss sich ein echter Ostfriese ja diskriminiert fühlen, wenn er an der schleswig-holsteinischen Grenze ein großes Schild passiert, das ihn im „echten Norden“ begrüßt. Und wie sollen die Ferienorte und die Inseln vor der niedersächsischen Küste denn bitte künftig für sich werben: „Kommen Sie in den halben Norden, in den unechten Norden und an die Beinahe-Nordsee“?

Tatsächlich finden sich in der Wesermarsch (Niedersachsen) mindestens so viele Dickköpfe wie in Dithmarschen (Schleswig-Holstein) – wie zum Beispiel der Wesermärscher Björn Thümler, der in seiner Eigenschaft als CDU-Oppositionsführer im Landtag zu Hannover den Fehdehandschuh aus Kiel aufgehoben hat. „Hanebüchen“ nennt er die Argumentation des Kieler Wirtschaftsministers Reinhard Meyer (SPD), wonach Niedersachsen schon deshalb kein echter Norden sein könne, weil es da auch Berge gebe: „Schließlich finden sich in der Holsteinischen Schweiz bewiesenermaßen auch zahlreiche Hügel.“ Punkt. Dass man bei einer Imagekampagne auf einem schmalen Grat wandert, hat auch Niedersachsen schon erfahren. „Die Erotikmesse für den innovativen Niedersachsen – die CEBIT 2009“ hatten die Werber vor Jahren in Hannover zur Computermesse getextet. Die Großflächenplakate wurden schnell überklebt.