Nirgendwo gibt es so hohe Schadenersatzklagen wie in den USA. Doch was kommt heraus?

Kennen Sie den schon? Sperrt sich ein Einbrecher übers Wochenende in der Garage ein und bekommt für seine Dämlichkeit auch noch Schmerzensgeld von den Beraubten. Amerika, Land der unbegrenzten Merkwürdigkeiten. Dort kann man vom Tellerwäscher zum Millionär werden – zumindest wenn man den richtigen Anwalt hat.

Die Büchse der Justitia öffnete sich vor ziemlich genau 20 Jahren. Da machte die Geschichte von Stella Liebeck die Runde, die erfolgreich die Fast-Food- Kette McDonald’s verklagte, weil sie sich an einem Becher heißem Kaffee verbrüht hatte. Und bis heute kursieren Zahlen zwischen 2,5 und drei Millionen Dollar, die die alte Dame für ihr Missgeschick erhalten haben soll. Hahaha, wie doof sind die Amis. Dass die Seniorin Verbrühungen dritten Grades erlitt, zwei Jahre in Behandlung war und ursprünglich nur die Arztkosten ersetzt haben wollte; dass McDonald’s 800 Dollar anbot, es Präzedenzfälle weiterer schwerer Verbrühungen gab und sich Klägerin und Angeklagte schließlich auf einen geheimen Betrag einigten, der deutlich weniger als 500.000 Dollar betragen soll, stört da nur.

Tatsächlich kommt es jenseits des großen Teichs immer wieder zu Schadenersatzklagen abstrusesten Ausmaßes, die einige Jahre lang sogar mit einem „True Stella Award“ im Netz prämiert wurden. Die Beispiele reichen vom Richter, der 65 Millionen Dollar von einer Reinigung verlangte, die seine Lieblingshose verlegt hatte (Stichwort „seelische Grausamkeit“), bis zu dem Mann, der Sportartikelhersteller Nike und Michael Jordan um astronomische 832 Millionen Dollar erleichtern wollte, weil er angeblich ständig mit dem Basketballstar verwechselt würde.

Man kann also klagen. Doch das heißt noch nicht, dass man das, was man für sein Recht hält, auch bekommt. Der Richter verlor Prozess und Job, das Verwechslungsopfer zog die Klage zurück. Und der angebliche Einbrecher, der angebliche 500.000 Dollar für seine angeblichen seelischen Qualen bekommen haben soll? Hat nie existiert.