Von einer Schweizer Methode, wie man den Schnee herbeiprophezeien kann. Oder auch nicht

Hätte ich es nicht in einer so seriösen Zeitung wie der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) gelesen, ich würde es nicht glauben. Da gibt es also eine Methode, mit der man mit fast hundertprozentiger Gewissheit voraussagen kann, wie viel Schnee in den Bergen fällt, wenn die Monate kommen, in denen Länder wie die Schweiz beispielsweise oder auch Österreich, aber auch Bayern in ihrer winterlichen Existenz darauf angewiesen sind, dass die Skifahrer zu ihnen kommen und also Hotels bevölkern und Skilifte am Fahren halten, kurz: dafür sorgen, dass der Wintersport die Wirtschaft der Region am Laufen hält.

Abhängig ist das alles von zuverlässigen Wetterprognosen, und die sind im Moment nicht günstig. Es ist zu warm, und der Schnee fällt einem unter den Brettern, die die Winterwelt bedeuten, weg. Es ist ein Kreuz, und schuld ist die verdammte Klimaerwärmung, gegen die keine Schneekanone anschießen kann. Und doch gibt es Hoffnung und Rettung in einer bombensicheren Prognose. Es gibt da in der Schweiz eine Gruppe von alterfahrenen Wetterfröschen, Wetterschmöcker heißen sie, die für das Schweizer Radio eine todsichere Methode entwickelt haben, Schnee vorauszusagen. Ihr Sprecher ist Martin Horat, der zwar nicht Ski fährt, weil er alt und gehbehindert ist, und dem deshalb ein schneearmer Winter, wie er der „SZ“ sagte, lieber wäre, gäbe es nicht den Verdienstausfall durch fehlenden Alpenschnee. Und so verlässt sich der frühere Bauer auf Naturbeobachtungen, die hundertprozentig sind.

Es handelt sich um die Oberschenkel der Ameisen. Haben die nämlich im Oktober ziemlich fette Schenkel, dann ist das „schon immer“ ein Zeichen für einen schneereichen Winter gewesen.

Hm. Fette Ameisenoberschenkel. Klingt gut. Und Martin Horat studiert dementsprechende Wetterchroniken der vergangenen 600 Jahre. Ameisenschenkel! Seit 600 Jahren! Da muss man ein scharfes Auge haben, fragt da die „SZ“. Und Horat antwortet: „Die Männchen“ (der Ameisen, versteht sich) „haben auch ziemlich fette Bäuche.“ Und so hat er für diesen Januar fette Beute für die Skiindustrie vorausgesagt. Die Skiverkäufer würden im Januar an Schlafmangel leiden, von dem Tag- und Nachtstress im Geschäft.

Als die „SZ“ die Frage nachzuschieben wagte, dass die Prognose sich wegen Schneemangels nicht erfüllt habe, wer sei dann an dieser Fehleinschätzung schuld?, antwortet der viel gefragte, hochgeschätzte Wetterfrosch: „Dann bin ich schon selbst schuld.“ Das nennt man Künstlerpech.

Ja dann! Kräht der Hahn vom Mist, dann ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist. Vor allem für alle Skifahrer am 1. April. Kein Scherz! So stand es in der „SZ“!