Nachmittags ist man weniger ehrlich als vormittags, haben US-Wissenschaftler nachgewiesen

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass der größte Teil aller gemachten und empfangenen Komplimente nicht am Vormittag, sondern in den Abendstunden gemacht wird? Dass wir lieber spät am Tag Süßholz raspeln, dafür gibt es einen Grund. Forscher der amerikanischen Universität Harvard haben herausgefunden, dass die Morgenstund nicht nur Gold, sondern auch Ehrlichkeit im Mund hat. Nachmittags hingegen neigt der Mensch dazu, eher auf Münchhausens Spuren zu wandeln.

Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von einem „morgendlichen Moraleffekt“. Ehrlich zu sein, das kostet Energie. Und ist die erst einmal aufgebraucht, neigen wir dazu, es mit der Wahrheit nicht mehr allzu genau zu nehmen.

Es ist nun an den Medien, diese Ergebnisse möglichst schnell weltweit bekannt zu machen. Denn seien wir einmal ganz ehrlich: Gehaltsverhandlungen („Ausgehend von der jetzigen Gewinnprognose können wir Ihnen in spätestens sechs Monaten 20 Prozent mehr in Aussicht stellen“), Anlageberatungen („Ich empfehle Ihnen unser Hedgefonds-Paket, das durchschnittlich 148 Prozent Rendite abwirft und mit dem 200 Prozent unserer Kunden zu 3000 Prozent zufrieden sind“) und Eheschließungen („Ja, ich will“) am Nachmittag führen nur zu Verdruss bei allen Beteiligten.

Wir sollten umdenken und solche Termine samt und sonders in den Vormittag verbannen. Nach dem Mittagessen ist dann viel mehr Zeit für Vorstellungsgespräche („Ich spreche sieben Fremdsprachen, habe zwölf Jahre Auslandserfahrung und kann Grizzlybären mit bloßen Händen erlegen“), Kurse im kreativen Schreiben („Zu meinen Außergewöhnlichen Belastungen für das Steuerjahr 2013 zähle ich den Unterhalt für meine sieben Kinder, die Beerdigungskosten für meine sechs Großelternpaare und die Aufwendungen für die Ayurveda-Behandlung meines Wellensittichs“) und Politikerreden („Niemand hat die Absicht, die Steuern zu erhöhen“).