Warum Wuppertal von den Genossen aus Peking ein Friedrich-Engels-Denkmal geschenkt bekommt

Politische Versager oder einfach nur in Ungnade Gefallene hatten es in der Menschheitsgeschichte immer schwer. Schon die alten Ägypter tilgten die Spuren eines Pharao Echnaton, der ihnen den Monotheismus aufzwingen wollte. Die alten Römer schufen den Begriff der Damnatio memoriae, der „Verdammung des Andenkens“ – und machten reichlich Gebrauch davon. Aus unseren Tagen sind der vom Sockel geholte irakische Diktator Saddam Hussein noch in Erinnerung – und natürlich die ungezählten Marx-, Engels-, Lenin- und Stalin-Statuen, die nach der politischen Wende in Osteuropa im Fundus der Weltgeschichte verschwanden.

Aber ausgerechnet die Globalisierung, gemeinhin als Synonym für die Wiederkehr des ungebremsten Kapitalismus verwendet, sorgt nun für die bildhauerische Wiederauferstehung eines der Urväter des Kommunismus: Friedrich Engels bekommt ein Denkmal in seiner Heimatstadt Wuppertal. Gestiftet von den chinesischen Genossen. Deren Parteibuch hält sie zwar nicht von schamloser Ausbeutung des eigenen Proletariats und der Teilnahme am internationalen Rennen um Höchstprofite ab. Offiziell bekennen sie sich aber immer noch zu den Lehren des Industriellensohnes aus dem Wuppertaler Stadtteil Barmen und dessen Trierer Freundes, dem stets mittellosen und deshalb auf Engels’ Kapital angewiesenen Bohemiens Karl Marx.

Seit die Chinesen dank ihres neuen Wohlstands die Welt bereisen, streben sie auch an die Quelle ihrer staatlich verordneten wissenschaftlichen Weltanschauung im Bergischen Land. Und fanden bisher nur das schieferverkleidete Elternhaus von Friedrich Engels. Das taugt zwar auch als Fotomotiv. Die an Personenkult gewöhnten Touristen aus Fernost erwarten allerdings mehr. Von April an soll es nun so weit sein: Eine Arbeit des chinesischen Künstlers Chenggang Zeng zeigt dann den Mitbegründer des Marxismus in Bronze und in grüblerischer Haltung.

Grund zum Nachdenken gibt es ja reichlich.