Egal ob auf Flüsse, Gebirge oder in den inhaltsleeren Raum verwiesen wird – auf einen Slogan will kaum eine deutsche Stadt verzichten

Marketingexperte müsste man sein. Dann könnte man so lustige Umfragen machen wie Bernd Radtke. Der hat mehr als 200 Probanden – kleinere Geister würden von Teilnehmern sprechen – nach ihrer Meinung zu ausgewählten Städte-Slogans befragt. Ja, in unserer bunten Glitzerwelt brauchen nicht nur Waschmittel, Katzenfutter und die Stadtreinigung einen Slogan, sondern auch Gemeinden.

Einige versuchen mit topografischen Eigenheiten zu punkten, so zum Beispiel der Testsieger „Passau – Leben an drei Flüssen“, der 77 Prozent der Befragten überzeugte. Mit Wasser scheint man laut Umfrage ohnehin nicht viel falsch machen zu können. Auf den weiteren Podiumsplätzen landeten das etwas langatmige „Andernach – Wo der Rhein die Eifel trifft“ (clever gemacht, die Beschreibung erleichtert das Auffinden des 30.000-Einwohner-Orts ungemein) und der in feinstem Werbe-Denglisch gehaltene Wahlspruch der nördlichsten Landeshauptstadt „Kiel – Sailing City“. Vielleicht ist es gar nicht das kühle Nass, sondern der Gedankenstrich, der den rhetorischen Gehversuchen von Stadtrat, Bürgermeister und mutmaßlich hoch bezahlten Experten etwas wie Gravitas verleiht.

Zumindest, so lange man die nähere Beschreibung nicht vollends an den Haaren herbeizieht: Was man sich unter „Löhne – Die Weltstadt der Küchen“ vorzustellen hat, konnten auch die Umgefragten nicht nachvollziehen. Des Rätsels Lösung: Vier größere Küchenbauer haben dort ihren Firmensitz. Nun denn. Schlechter abgeschnitten als die Inneneinrichter haben jedenfalls nur jene Gemeinden, die anscheinend selbst keine Ahnung haben, wofür sie nun eigentlich stehen möchten: „Horb mag dich“, „Paderborn überzeugt“ und „Taunusstein hat’s“ landen weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen.

Hamburg bekommt vom Stadtslogan-Studienschreiber (sagen Sie das mal ganz schnell dreimal hintereinander) die höchstforscherliche Entschuldigung für den eklatanten Mangel an offiziellem Werbesprech im Stadtwappen: Die Stadt sei als Marke so stark verankert, dass wir keinen Slogan benötigen würden. Glück gehabt.