Krippenspiel nach Vorschrift: In Wales muss die Gottesmutter auf ihrem Esel Kopfschutz tragen

Wer glaubt, die Adventszeit triefe vor Traditionen, hat nie hinter die Kulissen eines Krippenspiels geschaut. Zwar hat die dort erzählte Geschichte 2000 Jahre überdauert, doch muss das Überlieferte alle Jahre wieder hart erkämpft werden. Was nützen doppelt abgesicherte Generalproben, wenn der Herbergsvater in Gestalt eines selbstbewussten Neunjährigen, der die hochschwangere Maria und Josef laut Drehbuch kaltherzig fortschicken soll, bei der Aufführung weiche Knie bekommt und die beiden freundlich reinbittet, „weil wir für unerwartete Gäste immer Luftmatratzen haben“? Oder die Truppen des Herodes statt Pfeil und Bogen Wasserpistolen und Laser-Schwerter zücken? Oder wenn die Heiligen Drei Könige statt zu den Probeterminen lieber ins Kino zur „Eiskönigin“ gehen (Untertitel: „Völlig unverfroren“)?

Dabei sind das harmlose Schwächen im Vergleich zu der Zersetzungskraft neuzeitlicher Vorschriften. So muss Maria im walisischen Neath auf ihrem Esel in diesem Jahr einen Reiterhelm tragen, „laut Vorschrift und aus Versicherungsgründen“, zitiert die „Daily Mail“ den Eselbesitzer. Ja, hätte es damals in Bethlehem Versicherungen gegeben, hätten die eine Geburt im Stall schon aus Hygienegründen durchkreuzen müssen. Die nachgeschobene Begründung „Man gehe lieber auf Nummer sicher“ passt in die Weihnachtsgeschichte wie eine Alarmanlage mit Bewegungsmelder an Jesus’ Geburtsstall.

Nummer sicher! Die hat schon zu politisch korrekten Erklärungen auf der Bühne einer Schule in Berlin-Tempelhof geführt. Dort verkündete am Ende des Krippenspiels ein türkisches Mädchen: „Nächstes Mal erzähle ich euch die Geschichte des Propheten Mohammed.“ Krippenspiel mal anders. Wie bei den Berliner Grünen auf der Weihnachtsfeier 2013. Statt der Weisen aus dem Morgenland pilgerten Spekulanten mit Aktenkoffern zum „Stall von Berlin“ und klagten über fehlende Rolltreppen an der Flughafenruine. Auch die Grünen wählen Nummer sicher: „Auf keinen Fall wollten wir religiöse Gefühle verletzen.“