… und ich sage dir, wie kreativ du bist. Was US-Forscher über den Kollegen Chaot herausfanden

Der Kampf der Ordnung gegen die Unordnung ist mindestens so alt wie die Idee, Büroschreibtische zusammenzustellen. Unweigerlich sitzt nämlich auf der einen Seite dieser Zwangsgemeinschaft eine Person, bei der die Zeitansage anruft, um die genaue Uhrzeit zu erfahren, und die dazu neigt, Buchstabensuppe alphabetisch zu sortieren. Auf der anderen Seite dieses in einem wortlosen Kleinkrieg gefangenen Stilllebens haust jemand. Vermutlich. Denn hinter den turmhohen Stapeln aus wichtigen Ausdrucken, Formularen und anderem Krimskrams ist er kaum zu sehen.

Keiner der beiden ist imstande zu verstehen, wie der jeweils andere zu arbeiten vermag. Jeder ist sicher, alles richtig zu machen. Fürsprecher haben aber zumeist nur die Ordentlichen; dem fleißigen, stempeluhrgeprägten Arbeitnehmer ist das Chaos nicht so recht geheuer. Eine Studie aus den USA bricht nun eine Lanze für die Büro-Messies: Unordnung fördere die Kreativität, das Durchbrechen von Konventionen und dem fahlen Korsett der Regeln, so berichten es Forscher um die Marketing-Professorin Kathleen Vohs.

Wenn sich die Studie erst einmal herumgesprochen hat, brechen umgehend goldene Zeiten an für alle, die schon vor Jahren vergessen haben, welche Farbe ihr Schreibtisch hat. Der Sperrmüll wandert dann nicht mehr auf die Deponie, sondern direkt in die lichtdurchfluteten Prachtbauten der Werberbüros. Und warum beim Schreibtisch haltmachen? Rechtschreibung ist doch auch so was von ordentlich. Sprahche versteet mann shlisslich auch oone dise gantsen lestigen Rehgelln.

Und erst wenn das kreative Chaos auch in der Buchhaltung Einzug gehalten hat, der Gehaltsscheck vom Executive Director auch einmal beim Praktikanten gelandet ist, sind wir dort angelangt, wo wir doch eigentlich alle hinwollen: in einer Ära, in der Waschmittelwerbung mit grenzdebil lächelnden Hausfrauen, Autowerbung mit grenzdebil lächelnden Models und Kaffeewerbung mit grenzdebil lächelnden Schauspielern einer grauen, ordnungsversessenen Vergangenheit angehören.