Wo der Ton die Musik macht, kann es teuer werden. Warum noch der stillste Ort von Hamburgs künftigem Wahrzeichen für Lärm sorgt

Martin Luther, der mit seiner Bibel-Übersetzung die deutsche Sprache neu geschaffen hat und dabei „dem Volk aufs Maul geschaut“ hat, das bekanntlich redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, Luther hat den Satz geprägt: „Aus einem verzagten Hintern kommt kein fröhlicher Furz.“

Der Satz wurde jetzt wieder auf dem SPD-Parteitag von Stephan Weil, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten, zitiert, wo die Delegierten ihren Vorstandsgenossen kräftige Nasenstüber verpasst haben und das Fracksausen vor den Mitgliedern kriegten.

Mir ist der Satz in einem ganz anderen Zusammenhang eingefallen, nämlich im Zusammenhang mit einer 292 Euro teuren Klobürste, die die Planer und Bauer der Elbphilharmonie zumindest in Gedanken den Steuerzahlern zumuten wollten. Denn so sollten die Toiletten der Elbphilharmonie ausgestattet sein: Klobürsten für 291,97 Euro das Stück, Handtuchspender für 957, Klorollenhalter für 651,06 Euro und Papierkörbe für 273,95.

Sollten die Gäste der Elbphilharmonie, der Ton macht schließlich die Musik, noch in der Pause hinterrücks fröhlich gestimmt werden beim Anblick der kostbaren Klobürste?

Es ist dann bei dem teuren Bau doch nicht ganz so teuer gekommen. Die Kratzbürsten für das, was am Ende oder in der Pause hinten rauskommt, wurden auf vergleichsweise bescheidene 41,95 Euro reduziert. Immer noch etwas, was einigermaßen verschwenderisch klingt, eher nach dem WC des Bischofs von Limburg; ob der auch am stillsten Ort finanziell kräftig auf die Pauke hauen wollte?

Aber vielleicht wird es auch das nicht kosten, haben doch inzwischen einige in den Parteien Verantwortliche den Gedanken ins Auge gefasst, den Bau von vornherein als Ruine zu planen. Wie den Turm zu Babel, den Berliner Flughafen und vielleicht auch Stuttgart 21. Ruinen, das lehren die Überreste in Athen, Rom und beim Heidelberger Schloss, sind besondere Touristenattraktionen, sodass man die öffentliche Nutzung der Toilettenräume sehr wohl günstig verpachten kann, damit nicht der Steuerzahler für Klobürsten aus Elfenbein, Handwaschbecken aus Carrara-Marmor und Handtrockner in Edelmetall von Dyson in die Tasche greifen muss.

Mich hat an Toiletteneinrichtungen bei Konzertsälen und Theatern eigentlich bisher nicht der Preis der Bürste besonders fasziniert, sondern das Fehlen der gerechten Quote. Während beispielsweise in der Pause vor den Damentoiletten kilometerlange Schlangen stehen, haben Männer hier eindeutig einen Vorteil.

So könnte man, statt Hunderte von Klobürsten anzuschaffen, die Damentoiletten eindeutig vergrößern und hätte damit Alice Schwarzer eine weitere Initiative erspart.