Deutschlands großer Streitatlas. Eine Rechtsschutzversicherung hat untersucht, wo sich Bürger am häufigsten vor Gericht fetzen

Was bei uns Grundsätze sind, das nennen wir bei anderen Vorurteile, sagte der Schauspieler Fritz Muliar, ein Österreicher. Apropos: Bei Berliner Taxifahrern heiße es nicht „Guten Tag“, sondern „Fluppe aus, anschnallen, Fresse halten“, beobachtete die Komikerin Gaby Köster. Allerdings stellt sich die Frage, ob das überhaupt noch ein Vorurteil ist. Berliner, Taxifahrer zumal, sind berüchtigt für ihre „Schnauze“. Im Internet kursiert folgender Dialog zwischen Gast und Fahrer: „Ich möchte gern zur Karl-Marx-Allee.“ „Und – was hab ich damit zu tun?“

Aber seien wir fair, auch andere deutsche Stämme haben so ihre Eigenarten. Vom Franken zum Beispiel heißt es, er sei weltoffen, zuvorkommend und stets zu einem Scherz aufgelegt – man dürfe ihn nur nicht ansprechen. Und verlangen Sie von einem Hamburger Taxifahrer nur die Auskunft „Wie komme ich zur Oper?“, so kann es gut sein, dass er antwortet: „Immer fleißig üben.“ Dergleichen kann leicht zu Tätlichkeiten und vor den Kadi führen.

Wie es um die gerichtliche Streitlust der Deutschen bestellt ist, hat jetzt eine Auswertung von mehr als einer Million Streitfällen durch die Advocard Rechtschutzversicherung ergeben. Am streitlustigsten sind: klar, die Berliner. Aber dicht gefolgt von den Hamburgern. Juristisch am friedfertigsten sollen die Bayern sein. Dabei gilt doch eine Bedienung in Niederbayern schon als höflich, wenn sie nicht gleich handgreiflich wird.

Geht man nicht nach Ländern, sondern nach Städten, dann liegen acht der zehn streitlustigsten Großstädte in Nordrhein-Westfalen, allen voran Köln; die Hochburg des karnevalesken Frohsinns. „Deutschlands großer Streitatlas“ verzeichnet auch, dass Männer am häufigsten um das Auto streiten, Frauen um die Wohnung. Tja, wo man sich eben am häufigsten aufhält.

Die Statistik ergab ferner, dass Männer mit 68,1 Prozent der Fälle viel häufiger vor Gericht streiten als Frauen. Manche von denen holen das dann im Privatleben nach. Fragt der Richter die Angeklagte: „Ihr Alter?“ Sie: „Der sitzt draußen.“