Das größte Ärgernis über den Wolken ist die Klapplehne. Die des Vordermanns

Dass es sich bei Flügen – gerade solchen, die in die Kategorie Langstrecke fallen – nicht in erster Linie um den schnellsten Weg von A nach B handelt, sondern vielmehr um einen sozialen Schnellkochtopf, kann wohl als gegeben vorausgesetzt werden.

Das hat sich auch in Wissenschaftskreisen herumgesprochen. Schließlich haben Forscher kaum eine ethisch unbedenkliche Möglichkeit, dem menschlichen Verhalten in Ausnahmesituationen auf die Spur zu kommen. Studien, die auf willkürlich zusammengesetzte Menschenmengen angewiesen sind, die unter unschönen Bedingungen längere Zeit zusammengepfercht werden, verlassen sich spätestens seit dem Aussetzen der Wehrpflicht nahezu ausschließlich auf Interkontinentalflüge.

Das glauben Sie nicht? Haben Sie sich in letzter Zeit mal in dieser Sardinenbüchse umgeschaut, die vollmundig als „Kabine“ beworben wird? Irgendwo sitzt immer jemand mit einem Laptop. Das ist kein Geschäftsmann auf dem Weg zum Termin. Sondern ein „embedded Sozialwissenschaftler“.

Neben dem gänzlich ungenießbaren Fraß und der Garantie, dass unter 100 Fluggästen mindestens einer mit Verdauungsproblemen, ein hyperaktiver Raucher auf Entzug, ein seelenruhig Schnarchender oder ein wenig begeistertes Kleinkind sind, konnten die eifrigen Datensammler den Airlines die Einführung der Klapplehne aufzwingen. Mit nichts anderem kann man seinem Hintermann so nachhaltig die Laune verderben wie mit dem spontanen Verstellen der Rückenlehne. Fortgeschrittene timen die Aktion so, dass man gerade heißen Kaffee und Tomatensaft auf dem Tablett drapiert hat.

In Soziologenkreisen hat nun eine neue Umfrage Unruhe ausgelöst: 91 Prozent aller von der Reisesuchmaschine Skyscanner Befragten sind dafür, die hinterhältige Klapperei zumindest auf Kurzstreckenflügen zu verbieten. Falls sich das durchsetzt, können nicht nur die Sky Marshals wieder abgeschafft werden. Die Forscher werden sich auch ein neues Studienfeld suchen müssen.