Wie Nordrhein-Westfalens rot-grüne Landesregierung Wald und Weihnachtsbaum retten will

Es ist, zugegeben, ein ziemlich nadeliges Thema. Nordrhein-Westfalens rot-grüne Regierung will jetzt gesetzlich regeln, dass neue Weihnachtsbaum-Kulturen in Zukunft auch dann genehmigt werden müssen, wenn sie in einem Wald angelegt werden – so wie es jetzt schon in freier Landschaft der Fall ist. Lieber Himmel, denkt man zuerst, müssen die jetzt auch die Weihnachtsbäume reglementieren?

Aber damit täte man Nordrhein-Westfalen bitter unrecht. Denn dass Weihnachtsbäume tief und natürlich gewachsen aus dem Wald kommen, gehört zu den vielen Irrtümern der Postmoderne. So, wie viele Kinder glauben, der Weihnachtsmann käme nicht aus einem kleinen Dorf in Lappland, wo Hunderte von Wichteln die Geschenkpakete packen, sondern aus einem Lkw mit Coca-Cola. Solche Irrtümer entstehen immer wieder. Etwa, dass in der Nordsee Fischstäbchen schwimmen oder wir biozertifizierten, rechtsdrehenden Öko-Strom aus der Steckdose beziehen, wenn wir unsere Elektrizität von Hamburg Energie beziehen.

Nein, was die Landesregierung eindämmen möchte, ist der Weihnachtsbaum-Wildwuchs. Künftig entscheidet die Landesforstbehörde, ob und mit welchen Auflagen Weihnachtsbäume tatsächlich im Wald wachsen dürfen. Jeder dritte deutsche Weihnachtsbaum stammt nämlich aus Südwestfalen, wo sich Widerstand gegen die zunehmenden Monokulturen formiert.

Nachdem der Orkan „Kyrill“ vor fünf Jahren weite Waldflächen des Sauerlands kahl gefegt hatte, wurden viele freie Flächen mit „Tännekes“ aufgeforstet und mit Chemie eingenebelt. Insektizide, Herbizide und Mineraldünger sollen gewährleisten, dass jeder „Tannebaum“ schön und marktfähig wird – doch diese Stoffe haben im Wald nichts zu suchen und erzielen sowieso nicht das gewünschte Ergebnis. Das weiß jeder, der einen Tannenmarkt betritt: krumme, löchrige Bäume überall. Letztes Jahr hatten wir eine Nordmanntanne mit zwei Spitzen. Das ist so, als wäre der Weihnachtsmann ein Waldschrat.