Woody zürnt: Wegen Anti-Tabak-Werbung in Indiens Kinos lässt er seinen neuen Film dort nicht zeigen

Falls jemand in den nächsten Monaten plant, nach Neu-Delhi oder Mumbai zu fliegen, um sich ungestört ins Kino zu setzen: Es könnte in Indien demnächst eine ziemlich spaßbefreite Angelegenheit sein, sich Filme anzuschauen. Denn wenn die indische Regierung konsequent fortsetzt, was sie vergangenes Jahr begonnen hat, wird man dort im Kino durch Warn-Einblendungen aus dem Konzept und um den eigentlichen Spaß des Filmbesichtigens gebracht. Sobald auf einer indischen Leinwand geraucht wird, muss gut sichtbar auf die damit verbundenen Gesundheitsrisiken hingewiesen werden. Woody Allen hat deswegen gerade die Veröffentlichung seines neuen Films „Blue Jasmine“ gestoppt, in dem zwei Szenen betroffen gewesen wären.

Welche Warnung droht da wohl als nächste? Jemand trinkt in einer Szene nach 17 Uhr schwarzen Kaffee? Um Himmels willen: Herzrasen, Schlafstörungen, Kreislaufkollaps! Jemand liest ein dickes Buch? Tränende Augen, Depressionen! Ein Glas Wein in einem italienischen Restaurant? Leberversagen, Familientragödien, Obdachlosigkeit! Frauen in Kleidungsstücken, die Männer auf erotisch motivierte Gedanken kommen lassen könnten? Nicht auszudenken! Daniel Craigs Badehosenszene in seinem ersten Bond-Film? Hormonkatastrophen bei Frauen! Oder Männern!

Und von der Verwendung von Schusswaffen – nicht unüblich in vielen Filmen, die mehr Besucher haben als die Cineasten-Besinnungsaufsätze, die Altmeister Allen so gern abliefert – wollen wir gar nicht erst anfangen. Und was, wenn Schauspieler zwischen zwei Runden Herumballern ein herzverfettendes Leberwurstbrot mampfen? Oder wenn sie aus einem fahrenden, katalysatorfreien Auto heraus, die Kippe im Mundwinkel, schlimme Dinge mit großen Wummen tun und dabei ihrem gotteslästernden, unangeschnallten Beifahrer sagen, er könne sich ruhig noch einen Schluck aus dem Flachmann im Handschuhfach genehmigen? Die Leinwand wäre voller Warnungen. Und die Sitzreihen wären leer.