Wer möchte, kann sich in einer Scheune in Mecklenburg-Vorpommern zum Paarhufer-Rufer machen

Wir unsensiblen Großstädter wissen ja viel zu oft gar nicht, was uns auf dem Land so alles entgeht an kleinen Freuden und großen Vergnügungen. Wir jagen durchs einbetonierte Leben, sind ständig online, ringen mit der Uhr um jede Minute und kennen den deutschen Wald höchstens noch von der Fototapete in der Dönerbude um die Ecke.

In Bollewick müsste man sein deswegen; generell vielleicht auch, aber ganz besonders an diesem Wochenende. In der idyllischen Marktscheune in diesem idyllischen Dörfchen im liebreizenden Mecklenburg-Vorpommern findet am Sonntag nicht etwa die Suche nach der größten Sonnenblumenblüte der Region statt, die haben wir Nichtbollewicker vor einem Monat leider verpasst.

Nein, diesmal geht es in der größten und bestimmt auch schönsten Feldsteinscheune Deutschlands um den hirschigsten Nichthirsch. Beim 7. Hirschrufwettbewerb „Jagd, Wald & Wild“ kann sich jeder, der will – und wer würde schon nicht wollen –, in drei Kategorien vor fachkundigem Publikum zum Paarhufer-Rufer machen, um danach stolz den Titel „Bester Hirschrufer Mecklenburgs“ ins traute Heim zu tragen. Schon vor fünf Jahren hatte Bollewicks Bürgermeister Bertold Meyer erkannt: „Das kann nicht jeder, das ist was für Profis.“ Der Platzhirsch bekommt auch in diesem Jahr zusätzlich einen Wanderpokal. Drohrufe gegen Nebenbuhler muss man dafür ebenso draufhaben wie Lockrufe fürs weibliche Geschlecht, das ja auch in Bollewick anständig umworben werden will. Hilfsmittel zum Herumtönen sind übrigens erlaubt, Abflussrohre beispielsweise seien beliebt, heißt es.

Landlust, ick hör dir röhren.

Aber wo bleibt bei so viel Schönem und Feingeistigem für die Herren der Schöpfung und die Hirsche der Region die Gleichberechtigung? Kein Problem, auch daran hat man natürlich in Bollewick gedacht. Am nächsten Weltfrauentag, am 8. März 2014, gibt es dort zu Kaffee und Kuchen auch ein „kleines Geschenk für Frauen“. Bollewick, du hast es besser.