Und plötzlich macht’s beep-beep: Wie die Dänen auf dem Damm deutsche Handys abkassieren

Wer mit dem Auto nach Sylt will, wird spätestens in Niebüll seines freien Willens beraubt. Er kann noch so sehr am Lenkrad kurbeln – die Richtung bestimmt der Zug, auf den er mitsamt seines Gefährts verladen wurde. Er kann noch so sehr aufs Gaspedal treten – das Tempo bestimmt der Lokführer, der ganz vorn in diesem Gefangenentransporter namens „Sylt Shuttle“ sitzt. Flucht ist natürlich nicht möglich. Sollte man trotzdem eine Exit-Strategie wählen, würde man nur ins Watt oder ins Wasser fallen.

Klar, dass eine solche Zwangssituation nicht ungenutzt bleibt. Denn die dänischen Mobilfunkbetreiber sind auf dem Damm. Mitten auf dem Hindenburgdamm zwischen dem Festland und Sylt ist das dänische Netz so stark, dass sich das Handy automatisch dort einwählt. Wenn dann auch noch eine E-Mail heruntergeladen wird, darf man sich auf exotische Positionen in der nächsten Telefonrechnung freuen. „Tagesnutzungspreis DayPass Europe M“ steht da – und schon sind 2,48 Euro weg, haben rübergemacht zum dänischen Mobilfunkbetreiber. Roaming-Gebühr heißt das, das Wort kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „herumwandern“, „streunen“ oder „herumstreifen“. Für die „Handy-Maut“ auf dem Hindenburgdamm bedeutet das: Tag für Tag dürfte ein hübsches Sümmchen nach Dänemark wandern. Ein Autoreisezug fasst bis zu 150 Pkw, die Züge fahren im 30-Minuten-Takt.

In Sylt ist das Problem der streunenden Funknetze bekannt. „Es macht ‚beep-beep‘, und zack ist man beim dänischen Mobilfunkanbieter“, sagt Daniel Jäger, der Pressesprecher der Inselverwaltung. „Es gibt da wohl eine Überreichweite.“ Der EU sind die hohen Roaming-Gebühren für heruntergeladene Mails und andere Daten übrigens ein Dorn im Auge. Deshalb gibt es mittlerweile eine Kostenbegrenzungsfunktion, genannt „Kostenairbag“. Solange beim „Sylt Shuttle“ die flächendeckende Auspolsterung mit diesem Airbag fehlt, wird der Hindenburgdamm eine Gefahrenstrecke bleiben.